Rezensionen

Scythe 1 | Hüter des Todes | Neal Shusterman | Rezension

Scythe die Hüter des Todes Neal Shusterman

“Wir müssen von Rechts wegen Buch führen über die Unschuldigen, die wir töten.
Und in meinen Augen sind sie alle unschuldig. Sogar die Schuldigen. Jeder trägt irgendeine Schuld, und jede hat noch eine Erinnerung an die Unschuld der Kindheit, egal wie viele Schichten von Leben sich darumgewickelt haben“ S.9

Neil Schusterman – Scythe: Hüter des Todes, S.9, Fischer|Tor.

Die Menschheit lebt in einer perfekten Welt: Keiner kann sterben, es gibt keine Armut und keine Kriege mehr. Doch auch in solch einer scheinbar perfekten Welt müssen Menschen sterben. Darum kümmern sich die Scythe, die Hüter des Todes. Sie lesen die Menschen nach, bei denen sie der Meinung sind, dass die Sterben müssen, weil sie stagnieren oder einfach, weil sie meinen, dass sie den Tod verdient haben.

Doch die wenigsten wissen, dass die Scythe dies nicht freiwillig tun und auch nicht aus Spaß am Töten. Sie empfinden Mitleid und Reue. Und in diese Welt sollen Citra und Rowan nun eintreten. Widerwillig beginnen sie ihre Lehre bei Scythe Faraday.

Doch am Ende ihrer Lehre kann nur einer Scythe werden und muss den anderen direkt vor dem gesamten Scythetum nachlesen.

In diesem Jahr gab es kein einziges Buch, das mich bereits beim Klappentext so fasziniert hat wie Scythe Hüter des Todes. Ich konnte es kaum erwarten, bis das Buch dann auch endlich auf den Markt gekommen ist.

Die Geschichte ist wirklich gut und Interessant. Der Einstieg ist schnell geschafft, da der Schreibstil von Neal Shusterman einfach und mitreißend ist. Zunächst werden Citra und Rowan eingeführt, ihren ersten Kontakt mit Scythe Faraday beschrieben und später ihre Leben, nach diesem Besuch. Auch, wenn dies zunächst langweilig scheint, ist dieser Einstieg doch notwendig, um im späteren Verlauf Citras und Rowans Motive verstehen zu können. Kurz darauf werden beide von Scythe Faraday in die Lehre genommen. Schnell wird dem Leser aber klar, dass Citra und Rowan zwar Konkurrenten sind, sie sich aber irgendwie mögen – obwohl sie das nicht dürfen.

„‘Die Differenz zwischen Bevölkerungswachstum und der Fähigkeit des Thunderhead, für die Menschheit zu sorgen, macht es erforderlich, dass jährlich eine bestimmte Zahl von Menschen nachgelesen werden.‘, erklärte er ihnen. ‚Damit das gewährleistet ist, brauchen wir mehr Scythe.“

Neil Schusterman – Scythe: Hüter des Todes, S.55, Fischer|Tor.

Der Schreibstil ist grundsätzlich wirklich gut. Es wird aus der dritten Person geschrieben, dennoch erfährt der Leser einiges über die Charaktere und deren Gefühlswelt. Während Citra versucht so kühl wie möglich gegenüber Rowan zu sein versucht, ist Rowan derjenige, der Citra beschützen möchte und teilweise auch absichtlich durch die Prüfungen fällt.

Durch den Inhaltstext ist klar, worauf das Buch hinauslaufen wird, demnach sind einige Wendungen nicht mehr so überraschend, wie es der Autor vielleicht geplant hatte. Gleichzeitig passiert aber auch so vieles, mit denen ich als Leser absolut nicht gerechnet habe. Immer, wenn ich dachte, dass es jetzt ein wenig ruhig wird und sich ein Hauch von Langeweile einschleichen würde, kam der nächste Klopper um die Ecke und schon war das Buch wieder unglaublich spannend.

„‚Du schaust hinter die Fassade der Welt, Citra Terranova. Du würdest eine gute Scythe abgeben.‘

Citra wich entsetzt zurück. ‚Das würde ich nie sein wollen.‘ ‚Das‘, sagte er, ‚ist die wichtigste Voraussetzung.‘

Dann ging er, um ihre Nachbarin zu töten.“

Neil Schusterman – Scythe: Hüter des Todes, S.21, Fischer|Tor.

Gut gefallen hat mir außerdem, dass jedes einzelne Kapitel mit einem Auszug aus einem sogenannten Nachlese Tagebuch einer oder eines Scythe anfängt, indem entweder ein aktuelles Thema des Kapitels vorher diskutiert wird, oder es einfach Teile sind, die in der Geschichte im späteren Verlauf noch eine Rolle spielen sollen. Es zeigt sich dabei aber auch, dass die Nachlese der Menschen an keinem der Scythe wirklich spurlos vorbeigeht.

Das Thema des Buches ist komplex und regt zum Nachdenken an. Es geht hier um das Thema des Todes. Wie ist es, wenn die Menschheit nicht mehr sterben kann, sondern es an einer Macht liegt, die niemandem unterstellt ist, wer stirbt oder wer leben darf? Das ist im Grunde die Fragestellung des Scythetums und den daraus resultierenden Folgen für die Scythe und deren Lehrlinge. Und dies wiederum regt auch den Leser – oder zumindest hat es mich – zum Nachdenken über den Tod und solch eine scheinbar perfekte Welt gebracht. Würde ich 140 oder 200 Jahre alt werden? Mich immer wieder verjüngen lassen und dann auch mit 200 die Möglichkeit haben, immer noch Kinder bekommen zu können?

Ein toller Auftakt für eine ebenso tolle, aber auch zum Nachdenken Anregende Buchreihe.


Neal Shusterman | Scythe – Arc of a Scythe

22. November 2017 | 528 Seiten

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Die Reihenfolge der Scythe-Reihe

(1) Hüter des Todes

(2) Zorn der Gerechten

(3) Das Vermächtnis der Ältesten


Scythe: Hüter des Todes | Leseprobe

(17) Kommentare

  1. raspberrybook sagt:

    Hey,
    Schöner Beitrag und das Buch hört sich immer interessanter an, ich glaube das muss mit auf meine Wunschliste.
    Liebe Grüße
    Christin ☺️

  2. Hey,
    toller Beitrag! Ich liiiiiebe die Reihe! Scythe ist definitiv eins meiner Jahreshighlights. Ich freue mich schon so sehr auf den zweiten Band. Ich habe schon einmal in die englische Version hineingelesen und ich war sofort wieder gefesselt. Ich finde die Idee der Unsterblichkeit und die Anwesenheit der Scythe richtig gut ausgearbeitet und das Buch hat mich wirklich zum Nachdenken gebracht…

    LG Kathi

    1. Hey,
      vielen Dank 🙂
      Ja definitiv ein Jahreshighlight. Ich hätte am Anfang nicht gedacht, dass mich das Buch so fesseln würde, wie es das getan hat! 🙂
      das zweite Buch ist vorbestellt und bin froh, dass es ja doch schon im März statt im Mai rauskommen soll 😀

      lG
      Andrea

  3. Huhu!

    Was für eine tolle Rezension!
    Bei mir liegt das Buch, schändlicher Weise, immer noch auf dem SuB – wird die nächsten tage aber endlich erlöst!
    Ich bin shon unendlich gespannt auf die Geschichte und freue michs chon sehr, den Autor auf der Leipziger Buchmesse zu treffen 🙂

    Liebste Grüße <3 Jill

    1. Hey 🙂
      Du musst es auf jeden Fall anfangen! Es wird dich nicht mehr los lassen und zur Buchmesse kommt ja auch schon der zweite. Ich freue mich auch schon sehr, den Autor dort zu treffen. Wirklich eines meiner Highlights!

      Liebe Grüße

      Andrea

  4. Hatte auf der Buchmesse in Frankfurt die Leseprobe eingesteckt, weil das Setting schon sehr interessant klang. Allerdings fand ich den Schreibstil eher plump und habe es nie über das lesen der Leseprobe hinaus geschafft. Aber es kann ja auch nicht jedem alles gefallen. 🙂

    1. Hey 🙂
      ja da hast du Recht. Das sowohl Schreibstil als auch Geschichte muss einfach passen. Habe selber auch shcon viele Bücher nicht gelesen, weil der Schreibstil nicht gepasst hat 🙂 Kann das dann auch voll verstehen.

      Liebe Grüße

      Andrea

  5. Hallo Andrea,
    ich war auch total gefesselt von der Geschichte und auch mich hat sie zum nachdenken angeregt. Wie wäre es, wenn wir wirklich nicht mehr sterben würden? Wie sucht man die Scythe wirklich so aus, dass sie ihren Job mit Achtung und Respekt ausfüllen? Ganz ganz schwierige Fragen, die Neal Shusterman da aufwirft.
    Ich bin sehr gespannt auf den zweiten Band und freue mich darauf, dass Neal Shusterman ja auch auf der LBM sein wird. Ich hoffe, mein Exemplar dann signiert zu bekommen.
    LG und noch ein schönes Wochenende
    Yvonne
    #litnetzwerk

    1. Hallo Yvonne,

      das sind richtig tiefgehende, philosophische Fragen und finde, dass die dem Buch aber auch wiederum gut behandelt werden. Ich freue mich auch sehr auf Neal Schusterman und hoffe, dass ich bis dahin mein Buch zurück habe. Ansonsten wird das Autogramm dann in Band 2 kommen! 🙂 Auf den ich auch schon sehr gespannt bin.

      Liebe Grüße

      Andrea

  6. Das Buch war eins meiner Highlights im letzten Jahr. So schön, so anders und der philosophische Touch darin: richtig gut gelungen. Ich bin daher schon richtig gespannt auf den zweiten Teil. Hoffentlich kann er mit den Erwartungen von mir und allen anderen mithalten!

    Liebe Grüße
    Becca

    1. Hey 🙂
      ja deshalb hoffe ich auch sehr, dass der zweite Teil genauso oder besser wird. Ich hoffe auch sehr, dass der philosophische Teil erhalten bleibt, weil es das Buch auch irgendwo ausmacht.

      Liebe Grüße

      Andrea

  7. Hallo Andrea,

    ich habe die Scythe-Reihe auch auf meinem SuB liegen und muss die unbedingt mal lesen. Vielen Dank für die ausführlichen Rezensionen zu den Büchern.

    Liebe Grüße
    Jay von „Bücher wie Sterne“

    1. Drea sagt:

      Hallo Jay,

      Du musst du unbedingt lesen! Diese Reihe gehört zu meinen liebsten und ist wirklich gut.

      Liebe Grüße

      Andrea

  8. Hey Andrea,

    Ich fand den Beginn überhaupt nicht langweilt. Mich hat das Buch ehrlich gesagt anfangs konstant geschockt, alleine der erste Auftritt von Scythe Faraday bei Citra (Achtung, Spoiler, die es noch nicht gelesen haben) als er in Ruhe bei ihr isst und dann zum Schluss raushaut, dass er das Küchenmesser braucht, weil die Nachbarin nachgelesen werden soll. (Spoiler Ende)
    Band 2 liegt hier schon bereit und mal schauen, wann ich dafür Zeit finde, aber ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf die ganze Reihe.

    LG, Moni

    1. Drea sagt:

      Hallo Moni 🙂
      mit der Szene hast du völlig recht. Mich hat damals dieser etwas langsamere Erzählstil nicht so gut gefallen meine ich, aber die Reihe ist mittlerweile eine meiner liebsten Buchreihen geworden. Ich wünsch dir ganz viel Spaß mit Band 2 <3

      Liebe Grüße
      Andrea

  9. Liebe Andrea,

    vielen Dank für die schöne Rezension! Ich bin mal gespannt, wann ich mich endlich an dieses Buch trauen werde…es liegt schon etwas länger bei mir rum und eigentlich würde ich es gerne lesen. Aber ich weiß nicht, ob das gerade in Corona Quarantäne Zeiten das Richtige für mich ist 😀 Auf jeden Fall hoffe ich sehr, dass ich es genauso gern haben werde, wie der Rest der Leserschaft.

    Dein Blog ist so so schön *-* bin dir gleich mal auf Twitter gefolgt 😀

    Liebe Grüße,
    Emily

    1. Drea sagt:

      Hey Emily,

      danke schön 🙂
      Ich kann völlig nachvollziehen, dass du erst einmal keine Lust hast, Scythe zu lesen, vor allem nicht in der aktuellen Zeit 🙂 Aber sobald alles vorbei ist, kannst du es ja mal versuchen 🙂

      Liebe Grüße

      Andrea

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