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Hexer Saga 2 | Die Zeit der Verachtung | Andrzej Sapkowski | Rezension

Die Zeit der Verachtung von Andrzej Sapkowski

ES KOMMT HIER ZU NICHT MARKIERTEN SPOILERN ZU BAND 1 UND 2, DA ES SONST NICHT MÖGLICH IST, SIE ORDENTLICH ZU REZENSIEREN

Rezensionsexemplar vom dtv Verlag

Es kommt eine Zeit der Verachtung, Kollege Hexer, die Zeit einer großen, uferlosen Verachtung. Du musst dich anpassen. Was ich dir vorschlage ist eine einfache Alternative. Jemand wird sterben, damit jemand leben kann. Jemand, den du liebst, bleibst am Leben. Es stirbt ein anderes Mädchen, das du nicht kennst, niemals gesehen hast.

Andrzej Sapkowski – Die Zeit der Verachtung, S.46, dtv.

VORSICHT! In dieser Rezension Spoiler ich nicht nur zum Verlauf von „Das Erbe der Elfen“, sondern auch zu „Zeit der Verachtung“, da die Witcher Bücher ohne Spoiler kaum rezensierbar sind. Die Spoiler sind NICHT explizit gekennzeichnet.

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Ciri wird von allen Seiten gejagt. Sie ist die Prinzessin von Cintra und daher der Schlüssel zum Kriegsende gegen Cintra. Geralt und Yennefer versuchen sie zu beschützen, doch das schaffen sie nicht immer und so trennen sich bald ihre Wege erneut.
Ganz unten findet ihr noch zusätzlich die Leseprobe zu Zeit der Verachtung

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Mir persönlich hat die Zeit der Verachtung nochmal viel besser gefallen, als es das Erbe der Elfen getan hat. Band 1 endet damit, dass über den Krieg zwischen Nilfgaard und Cintra nachgedacht wird und dass die Zauberer merken, dass ihnen offenbar nicht mehr vertraut wird. Und so beginnt Die Zeit der Verachtung damit, dass aus der Perspektive eines Boten erzählt wird. Er reitet von einem Königreich ins nächste und weiß, dass sein Job eigentlich nicht mehr zeitgemäß ist, weil – und hier kommt das Ende von Band 1 ins Spiel – die Herrscher eigentlich ihre Hauszauberer haben, die Nachrichten über Magie überbringen können. Doch da ihnen nicht getraut wird, muss er los und die Nachrichten überbringen.

Der Bote erlebt so allerlei spannendes auf dem Weg. Mal trifft er Kaufleute, die ihm erzählen, was auf den Straßen los ist, mal einen Hexer, der in einem Gasthaus die Handlanger Riences abschlachtet, weil diese Ciri und Yennefer verfolgen. Denn die sind auf dem Weg zu einem Zaubererball bzw. einer Versammlung, die darüber entscheiden soll, wie sie sich gegenüber den Nilfgaardern positionieren, sollte es wirklich zum Krieg kommen.

Zwischen ihr und dem Abhang stand ein schwarzes Pferd. Und darauf saß ein Ritter mit einem Helm, der mit den Flügeln eines Raubvogels verziert war. Die Flügel beginnen plötzlich zu schlagen, der Vogel steigt zum Flug auf…

Andrzej Sapkowski – Die Zeit der Verachtung, S.117, dtv.

Geralt wusste von den Verfolgern, weil er noch immer nach Rience sucht, da er eine stetige Bedrohung für Ciri darstellt. Um ihn zu finden, hat er einen Detektiv aufgesucht, der ihm jedoch nur sagen konnte, dass die Handlanger Yennefer und Ciri verfolgen. Der Detektiv hat noch herausgefunden, dass Nilfgaard vermutlich Ciri sucht, um sie am Ende mit ihrem Kaiser zu verheiraten und ohne Krieg Cintra zu unterwerfen versucht. Aber das schien für Geralt keine neue Information zu sein.

Bevor Yennefer und Ciri dort ankommen, macht sie noch einen Zwischenstopp bei einer Bank. Dieser Part nimmt auch wieder richtig viel Geschichte. Dort informiert sich Yennefer über die Neuigkeiten und ihre Geldgeschäfte. Gleichzeitig erzählt sie dem Bankier, der offensichtlich ein guter Freund ihrerseits ist, dass sie Ciri bald auf eine weitere Schule schicken möchte, nämlich auf die Adpetin Schule Aretusa, doch das möchte Ciri nicht. Der Bankier erzählt die schlimmsten Geschichten über diese Schule und so verfällt Ciri in ihr Prinzessinnenverhalten, wird stur und weigert sich. Sie macht, als Yennefer sich abends mit ein paar anderen Zauberinnen trifft, die ebenfalls auf dem Weg zur Versammlung sind, aus dem Staub. Sie hat schon seit der Zaubererschule ein unglaubliches Verlangen Geralt wieder zu sehen, möchte wieder bei ihm sein und von ihm lernen. Doch die Schule ist für Ciri hier ein erneuter Dorn im Auge, denn die Schülerinnen dürfen das Gelände nicht verlassen. Unvorstellbar für sie, denn wie soll sie dann Geralt wiedersehen?

Ciri hat keine bestimmte Richtung, sondern läuft einfach, in der Hoffnung, dass sie auf Geralt trifft, was ziemlich naiv von ihr ist. Denn die nördlichen Königreiche sind groß, Yennefer hat mit keinem Wort erwähnt, dass Geralt in der Nähe ist und Ciri läuft einfach in einen dichten Wald. Keine gute Idee in der Nacht, was sie ziemlich bald erfährt. Denn in der Welt von Witcher gibt es nicht nur Kreaturen, denen wohl niemand dort auch noch nachts begegnen will, sondern auch Aberglaube ohne Ende. Und so heißt es schon viele Kapitel vorher, dass die Bauern sich nachts fürchten, weil sie die wilde Jagd hören. Als Leser dachte ich zunächst, dass das halt Gemunkel sei. Denn die wilde Jagd – so weiß ich noch aus Geschichte – war im Mittelalter immer der Glaube daran, dass damit Krieg eingeleitet wird. Tote Reiter stürmen durch Wälder oder über offene Felder und zeigen quasi an, wo Tod und Verderben niederkommen wird.

‚[…] Und gleich fangen alle zu schreien an, dass sei ein Nix oder eine Kikimora, und man müsse einen Hexer kommen lassen… Aber Geld hat man ihm so verschwindend wenig geboten, dass es eine Schande ist.‘

Andrzej Sapkowski – Die Zeit der Verachtung, S.122, dtv.

Hier kommt er zum ersten mal in der Geralt Saga zu einer Märchenanspielung- Die Wilde Jagd wird personifiziert und sucht nach Ciri. Als sie im Wald ist, begegnet ihr genau diese und bedroht sie. Weil Ciri ein Kind der Vorsehung ist, möchte die wilde Jagd sie für sich und jagt sie durch den Wald. Verängstigt rennt sie weg. Sie wird von Geralt, der zufällig bei Bauern unterkommt, weil er auf Yennefer wartet, die auf der Reise nach Thanedd dort vorbeikommen sollt, gerettet. Yennefer ist aber bereits im Wald und sucht auch nach Ciri. Gemeinsam vertreiben sie die wilde Jagd und bringen die verängstigte Ciri zu diesem Bauern.

Wenig später brechen die Drei nach Thanedd auf, obwohl Geralt als Hexer von den Zauberern auch nicht wirklich gut behandelt wird. Doch auf Bitten Yennefers kommt er mit und begleitet sie sogar auf den Ball. Ich war in dieser Szene auch sehr überrascht, wie das alles beschrieben wird. Obwohl es nicht explizit gesagt wird, dass aus der Sicht Geralts erzählt wird, weil es einen Allwissenden Erzähler gibt. Doch der ist in dieser gesamten Zaubererball Szene extrem gefärbt durch Vorurteile und Geralts Ansichten.

Geralt lernt hier viel über die Zauberer Loge. Über Intrigen, Politik und verhält sich auch über raschend unterwürfig in Bezug auf Yennefer, was mich zunächst sehr überrascht hat. Aber da er und Yennefer doch eine ziemlich komplizierte Beziehung hinter sich haben, wundert es mich dann am Ende doch nicht mehr groß.

Eine riesen Gestalt glitt lautlos über ihren Kopf hinweg. Ciri fühlte, wie ihr das Herz bis zum Hals schlug. Das Pferd wiehrte, bäumte sich auf und galoppierte los, wobei es den Weg nach rechts nahm. Gleich darauf hielt sie an. ‚Das war nur eine gewöhnliche Eule.‘ […] Doch vor ihr, wo es im Verlauf des Straße eine Lücke im Wald gab, war es hell.

Andrzej Sapkowski – Die Zeit der Verachtung, S.115, dtv.

Vor allem der Zaubererball nimmt einen unglaublich großen und sehr wichtigen Part ein. Denn hier werden die Weichen für die kommenden Bücher gestellt. Was das genau ist, wäre ein extremer Spoiler, aber Ciri, Geralt und Yennefer werden erneut getrennt. Geralt ist verletzt und wird zu den Dryaden teleporiert, damit er dort geheilt wird, Yennefer ist einfach verschwunden und Ciri auch.

Ein Zeitsprung und es taucht Rittersporn auf, der auf der Suche nach Geralt ist. Er hat Gerüchte gehört und vermutet, dass er weiß, wo sich sein bester Freund aufhalten könnte. Doch Rittersporn hat Angst, glaubt den Gerüchten um die Dryaden und traut sich zunächst nicht so Recht auf deren Gebiet. Doch mit seinem Gesang eines alten Dryadenliedes, lockt er sie heraus und sie bringen ihn zu Geralt. Gemeinsam entscheiden sie, nachdem Rittersporn ihm erzählt hat, was momentan los ist, dass sie aufbrechen. Geralt ist noch immer verletzt, doch die Gerüchte um Ciri in Nilfgaard lassen ihn nicht los. Eine angebliche Prinzessin Ciri soll bald den König von Nilfgaard heiraten, doch nur der Erzähler und Leser wissen, dass das nicht die richtige Ciri ist.

Denn diese ist durch das Portal abgehauen und befindet sich jetzt in den Händen von Kopfgeldjägern, aus denen sie mit der Hilfe eines Jungen fliehen kann. Dieser gehört zu sogenannten Rattenbande, die Angst und Schrecken in den weiten der Witcher Welt verbreiten. Sie nennt sich jetzt Falka und reitet mit den Jugendlichen durch die Welt.

‚Ciri‘, sagte die Zauberin leise. ‚Ich hab dir schon einmal gesagt, dass ich alles, was ich tue, zu deinem Besten tue. Vertrau mir. Ich bitte dich, vertrau mir. Lauf.‘

Andrzej Sapkowski – Die Zeit der Verachtung, S.225, dtv.

Und wieder bin ich am Ende erstaunt, wie viel es doch zu erzählen gibt, um eine ordentliche Rezension schreiben zu können. Mir hat die Zeit der Verachtung wirklich gut gefallen. Diesmal gab es – und ich denke, so wird es immer sein – wieder große Parts, mit denen man die Geschichte unterteilen kann. Zunächst der Bote und Geralt, dann die Episode, in der CIri abhaut, wenig später der Ball auf Thanedd und dann der letzte große Teil, der sich komplett auf Ciri fokussiert. Die Erzählstränge laufen aber nicht in einem Block nacheinander ab, sondern werden auch vermischt, damits nicht zu langweilig wird. Langeweile kam bei mir aber nicht auf. Denn alles bis zu diesem Zaubererball war zwar nicht immer ungemein spannend, aber als Leser will man ja doch wissen, wie es weiter geht, was auf dem Ball passieren kann und wieso sich plötzlich alle Zauberer genau dort treffen. Und der Spoilerpart, den ich jetzt einfach mal so nenne, hat Ciris Geschichte noch einmal gepusht, sodass sie erneut gebrochen wird, weil sie Yennefer und Geralt verlassen muss. Die Rattenbande ist auch unglaublich cool beschrieben. Eben eine handvoll Jugendlicher, die alle Spaß daran haben, in der Welt Angst und Schrecken zu verbreiten. Aber eigentlich passt Ciri da gar nicht rein. Ich bin gespannt, wie es mit ihr noch weiter geht. Die Charaktere haben keine große Wandlung, weil es bei diesem Buch auch irgendwie erst mal in den Hintergrund rückt. Als Leser hat man eine Annäherung zwischen Geralt und Yennefer und die eifersüchtige, naive Ciri. Dennoch hoffe ich, dass sich zumindest Ciri in den kommenden Bänden mehr zusammenreißt. Geralt und Yennefer sind schon Erwachsen und da erwarte ich ehrlich gesagt auch keine großen Entwicklungen mehr. Sie sind in ihren Prinzipien soweit gefestigt und leben nach ihren Überzeugungen. Ob diese gut oder schlecht sind, sei dahingestellt.Aber bei Ciri würde ich mich um ein erwachseneres Verhalten freuen.

Es bleiben viele offene Fragen, die hoffentlich in Band 3 aufgenommen und beantwortet werden. Allen voran: Wo ist Yennefer? Nach dem Zaubererball wird nichts mehr von ihr erzählt. Sie hilft Ciri und zack kein einziger Kommentar vom Erzähler mehr über sie.

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Andrea

Mir hat die Zeit der Verachtung sehr gut gefallen. Es gab hier und da Hinweise, dass ein Krieg kurz bevorsteht und die Scio’thael immer bedrohlicher für die Bewohner der Dörfer und Reisenden werden. Ciri ist immer noch sturr und verwöhnt, aber das macht den Charakter auch erst einmal aus. Sie vermisst Geralt und irgendwie ist das wirklich süß, was sie alles versucht anzustellen, um wieder zu ihm zu finden. Doch das Ende hat mich überrascht, obwohl ich finde, dass der Teil in der Wüste mit Ciri (riesen Spoiler, wenn ich näher drauf eingehen würde!) recht lang war und der mich ein wenig gelangweilt hat. Auch der Verlauf der Geschichte hat mir gut gefallen. Jedoch merkt man als Leser schon, dass es langsam auch voran geht und ich hoffe, dass mit Band 3 das Ganze auch richtig Fahrt aufnimmt.

Julian

Warum das Buch die Zeit der Verachtung ist, habe ich noch nie ganz begriffen. In Polen wird es als „pogarda“ beschrieben, was gemischte Gefühle durch mangelnden Respekt bedeutet. Krieg, der sich Anbahnt ist ein Mangel von Respekt. Leser von das Schwert der Vorsehung werden noch an die Treue der Zauberer denken können, als Triss und die dreizehn anderen Zauberer ihr Leben aufgaben. Doch alles deutet auf das Zitat vom Erbe der Elfen. Hier steht geschrieben. „Es wird kommen die Zeit der Weißen Kälte und des Weißen Lichts, die Zeit des Wahnsinns und die Zeit der Verachtung“. Auch die Elfen fürchten sich vor einem Ende der Welt. Ciris Bindung zu Geralt wird seit dem Buch das Schwert der Vorsehung deutlich. Sie weiß von ihrer Vorherbestimmung, hängt an Geralt. Der Hexer hat bis zum Fall Cintras gelernt, das Ciri ihm wichtig ist und gibt alles für sie auf. Auch wenn es heißt, sich mit Zauberern einzulassen, die dank Yennefers Beziehung auch eine gewisse Verachtung gegenüber Geralt haben. Ich habe in die Zeit der Verachtung besonders viel Bindung zu Ciri und den anderen Personen aufbauen können. Ihr Leidensweg scheint gerade erst zu beginnen, genauso ihre Entwicklung. Ich glaube das wir in den nächsten Bänden einen stärkeren Wandel Ciris erleben können, denn die Geschichte Geralts wurde bereits in den Kurzgeschichten abgeschlossen. Nun schickt Sapkowski seine Protagonistin mit dem nächsten Band in die Feuertaufe.


Andrzej Sapkowski | Die Zeit der Verachtung

20. September 2019 (diese Auflage) | 432 Seiten

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Die gesamte Hexer Reihe von Andrzej Sapkowski

(1) Das Erbe der Elfen

(2) Die Zeit der Verachtung

(3) Feuertaufe

(4) Der Schwalbenturm

(5) Die Dame von See


Zeit der Verachtung Leseprobe

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