ES KOMMT ZU NICHT MARKIERTEN SPOILERN ZU ALLEN BÄNDEN, DA DIES NICHT VERMEIDBAR IST, UM DAS BUCH ORDENTLICH ZU REZENSIEREN
Vielen Dank an DTV für das Rezensionsexemplar
‚[…] Die Mühle der Vorsehung arbeitet, die Mühlsteine des Schicksals mahlen…Was vorherbestimmt ist, muss geschehen.“
Der Schwalbenturm – Andrzej Sapkwoski, dtv, S.310
Ciri wird schwer verletzt vom Einsiedler Vysogota gefunden und wieder aufgepeppelt. Wie sie überhaupt so verletzt wurde und was aus der Rattenbande geworden ist, erzählt sie ihm. Dabei wird ihr klar, dass sie zum Schwalbenturm muss. Gleichzeitig sucht Geralt immer noch nach ihr und ist mittlerweile auf der Suche nach Druiden, die ihm helfen können. Dabei hofft er, dass eine Prophezeiung, von der alle reden, nicht wahr wird. Yennefer hingegen sucht nach dem Versteck von Vilgefortz, da sie mit ihm noch eine Rechnung offen hat.
Ganz unten findet ihr noch zusätzlich die Leseprobe zu Schwalbenturm.
Der Schwalbenturm war das beste Buch bisher. Ich habe das Gefühl, dass die Handlung langsam dem Höhepunkt zusteuert und hier geht es tatsächlich Schlag auf Schlag. Der Erzählstil bleibt langsam, aber hier passiert so unglaublich viel. Wieder steht Ciri im Mittelpunkt der Geschichten, was wieder ziemlich cool war. In Feuertaufe war es Geralt, um den es hauptsächlich ging, was in Ordnung war, aber auf Dauer doch langweilig. Aber ich merke einfach, dass mich Ciri viel mehr interessiert.
Ciri wird von Vysogota gefunden, halb tot und wird von ihm im Haus versorgt und aufgenommen. Sie darf sich dort solange verstecken, wie sie möchte. Er merkt, dass sie vor irgendwem geflohen ist und möchte gerne die Geschichte hören. Und die erzählt sie auch langsam. Zunächst bekommt der Leser jedoch seine Geschichte, wie er zum Einsiedler geworden ist. Das fand ich sehr hilfreich, um zu verstehen, dass er nichts von Ciri möchte. Denn man merkt im gesamten Buch einfach, dass das Leben in der Witcherwelt hart ist. Jeder ist sich selbst am nächsten und irgendwie gibt es nichts ohne Gegenleistung. Da er in Ciri aber seine Tochter irgendwie wiedererkennt, ist es hier wirklich nur eine Art väterlicher Schutz.
‚Dennoch war er es, der sie gerettet hat. Hör auf, nachtragend zu sein, Geralt. Zuviel hat sich verändert, was sage ich, verändert sich Tag für Tag; nachtragend zu sein bringt nichts als Verdruss, der dir sichtlich nichts nützt.
Der Schwalbenturm – Andrzej Sapkwoski, dtv, S.120
Ciris Erzählung ist sehr detailgetreu und zeigt ihre Wandlung. Zunächst habe ich als Leser, naiv wie ich war, gedacht, dass sie diese Wunden bekommen hat, als sie gemeinsam mit den Ratten vor dem Kopfgeldjäger Bonart geflüchtet ist. So ist es aber nicht, denn damit endet die Feuertaufe und beginnt der Schwalbenturm. Ciris Geschichte wird noch viel düsterer. Sie fühlt sich vom Schwalbenturm gerufen und verlässt die Bande zunächst, findet heraus, dass die Bande gejagt wird und kommt zu spät zurück, um sie zu warnen. Dabei wird sie von Bonhart gefangen genommen und quer durchs Land geschleppt. Sie kämpft in Arenen, wird vorgeführt, bis sie verkauft werden soll. Eigentlich soll er sie zu Emhyr van Emreis bringen, damit er die falsche Ciri austauschen kann, doch das macht er nicht, denn er möchte auch für sich den besten Gewinn rausbekommen.
Bonhart unterschätzt Ciri, glaubt an seinen Sieg über ihre Persönlichkeit und ist fest davon überzeugt, dass er sie gebrochen hat, weil sie sich am Anfang wehrt, nicht mitmacht und er sie zu allem zwingen muss. Schließlich ist sie nur eine kleine sture Prinzessin. Später wird klar, dass sie resigniert hat und die Arenen und Kämpfe über sich ergehen lässt. Doch als sie an Skellige verkauft werden soll, schöpft sie irgendwie neue Kraft und schafft es zu fliehen.
‚Was weißt du von diesem Halbelf?‘
‚ich weiß von keinem Halbelf.‘
‚Ich hab gesagt, du sollst gut überlegen.‘
‚Genau das hab ich getan.‘ Golan Dorsdeck machte plötzlich eine schlaue Miene. ‚Und ich habe mir überlegt, dass es sich nicht rechnet, in dieser Angelegenheit etwas zu wissen.‘
Der Schwalbenturm – Andrzej Sapkwoski, dtv, S.255
Gleichzeitig wird der Abschnitt rund um Skellige und seiner Suche nach Ciri in einer Gerichtsverhandlung erzählt. Dort wird ein Bandit aus einer von ihm angeheuerten Bande verhört und soll 1 zu 1 angeben, was passiert ist. Dabei wird vor allem die Flucht von Ciri geschildert, was ich ziemlich cool fand, da dies nicht aus Ciris Erzählung erzählt wurde und so diese Perspektive erfrischend war. Aber am Anfang war es doch überraschend, plötzlich so eine komplett andere Erzählerin zu haben.
Geralt sucht natürlich immer noch nach Ciri, ich glaube, das muss ich nicht mehr groß erwähnen, oder? Er macht seit Band 1 nix anderes. Naja diesmal scheint es, dass er eine Spur hat, nämlich zu den Druiden zu kommen und sie um ihre Hilfe zu bitten.
Gegen Ende steht Yennefer wieder im Mittelpunkt, die von der Versammlung der Zauberer geflohen ist, um Vilgefortz zu finden. Dafür begibt sie sich sogar in große Gefahr und hofft auf die Güte des Königs, weil sie ein Ortungsgerät bauen will und dazu nicht nur einen Teil seines Palastes beanspruchen muss, sondern auch sein Geld. Mit diesem Gerät kontaktiert sie sogar nochmal die Zauberinnenloge, doch die denken immer noch, dass sie für den Putsch mitverantwortlich ist und wollen ihr nicht helfen. Sie drohen ihr sogar, Ciri niemals zu sagen, dass Yennefer danach noch gelebt hat. Yennefer ist zu tiefst gekränkt, lässt es sich aber nicht anmerken, da sie bereits ihre Entscheidung getroffen hat, lieber Vilgefortz zu finden. Doch deckt sie sogar noch mehr für den Leser auf als nur sein Versteck….
Denn es war gerade Cahir gewesen, der schon einmal versucht hatte, Ciri zu entführen. Vor fast vier jahren, während des Gemetzels in Cintra. Damals hatte sich zum ersten Mal sie Vorsehung bemerkbar gemacht, die das Schicksal des Mädchens lenkte.
Der Schwalbenturm – Andrzej Sapkwoski, dtv, S.119
Insgesamt fand ich die Erzählstränge interessant, vor allem, weil Ciri sich am Ende auf den Weg zum Schwalbenturm macht und sich dort noch eine ziemlich große Schlacht abspielt. Sie war unglaublich gut geschrieben. Deshalb hat es auch Spaß gemacht, sie zu lesen. Ciri ist einfach gewachsen an dem, was sie erlebt hat. Bis zur Feuertaufe war sie noch die Prinzessin. Sie hat viel genörgelt, aber keine Taten folgen lassen. Dazu hat sie Geralt immer wieder vermisst. Man merkt schon, dass sie blutrünstiger geworden ist, weil sie es sein muss. Sie hat mittlerweile eine eigene Idee von Gut und Böse, einen eigenen Umgang damit. Sie ist erwachsener geworden und versteht zumindest, dass sie sich ihrem Schicksal entgegenstellen muss.
Geralt und Yennefer hingegen handeln, wie man sie zuvor schon kennengelernt hat. Spannend fand ich an Geralt, dass er zwar immer noch Ciri finden will, aber nach all den Problemen, mit denen er konfrontiert wurde, langsam resigniert. Er will sie zwar finden, steht aber jetzt am Ende erneut vor nichts. Wohin soll er? Was wird passieren? Es bleiben noch viele Fragen offen.
Andrea
Mal wieder unglaublich viele Geschichten, die miteinander verwoben werden. Diesmal sind es drei Geschichten, die parallel nebeneinanderstehen und erzählt werden. Die Geschichte um Ciri ist erneut groß angelegt und obwohl der Erzählstil immer noch langsam ist, hat er hier an Tempo zugelegt. Als Leser merkt man schnell, dass die Geschichte auf das Ende zusteuert und das macht richtig Spaß zu lesen. Jetzt bin ich gespannt, was mit Ciri passiert. Trifft sie noch einmal auf Geralt und Yennefer? Und wie ist sie mit dem Schwalbenturm verbunden?
Julian
In der Schwalbenturm wird viel aufgeklärt und im Gegensatz zu Feuertaufe erhält das Buch richtig Fahrtwind. Es geht wieder um die Vorherbestimmung und man selbst erfreut sich an dieser teilweise retroperspektiven Erzählweise, wenn Ciri ihre Geschichte erzählt oder im Gerichtssaal. Es ist dadurch abwechslungsreich und bleibt interessant. Genauso erinnerte mich der Schwalbenturm an die Märchenanspielungen von Andrzej Sapkowksi. Es gilt die Prinzessin, die vorherbestimmt ist, zu retten. Dennoch sind wir weit von der Zielgerade entfernt und wieder stehen Geralt und Ciri vor Herausforderungen. Es gibt viele Perspektiven, niemand kommt zu kurz und stets mit moralischer Fragwürdigkeit gespickt, führt das Buch zum spannenden finalen Roman. Eine klare Empfehlung nach der Feuertaufe mit diesem Band weiter zu machen!
Der Schwalbenturm | Andrzej Sapkowski
20. September 2019 (diese Auflage) | 544 Seiten
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