Rezensionen

Witcher Saga 5 | Die Dame vom See | Andrzej Sapkowski

Die Dame vom See von Andrzej Sapkowski

Vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar

ACHTUNG! DIES IST DER ALLER LETZTE TEIL DER HEXER BUCHREIHE UND ENTHÄLT MASSIVE SPOILER ZU DEN BÜCHERN ZUVOR. ZUDEM SPOILER ICH ZWAR NICHT DIREKT ALLES, ABER UM DAS BUCH RICHTIG REZENSIEREN ZU KÖNNNEN, GIBT ES SPOILER, DIE NICHT MARKIERT SIND

Der See war verschwunden. Daran bestand nicht der mindeste Zweifel.

Erstens lag er gleich neben dem Ausgang des verfluchten Tales Cwm Pwcca, eines geheimnisvollen, ewig nebelverhülltes Tales, das für Zauberei und magische Erscheinungen bekannt war.

Andrzej Sapkowski – die Dame vom See, S.7, dtv.
header inhalt

Ciri ist in einer anderen Welt gelandet, in der sie deinen jungen Ritter trifft, der sie für die Dame vom See hält. Doch als dieses Missverständnis geklärt ist, erzählt sie ihm ihre Geschichte.

Kriege und Machtkämpfe bestimmt noch immer das tägliche Leben in Nilfgaard und so ist es nicht verwunderlich, dass Geralt und Co sich zunächst in ein wundervolles Land zurück gezogen haben, um sich dort vom dem Krieg auszuruhen. Als Geralt aber herausfindet, wo er Vilgefortz findet, macht er sich auf. Denn er sucht nicht nur Yennefer, sondern will sich auch noch für all die Zeit rächen, die er ohne Ciri und Yennefer verbracht hat. Es kommt zu eineem Showdown, bei dem es unter anderem um die Vorherbestimmung und Weissagung der Elfen geht.

header meinung

Das Finale der Geralt Saga ist da und ich bin unglaublich gehypt gewesen. Die Reihe war ja wirklich ein Auf und Ab und ich habe sehr gehofft, dass Die Dame vom See einen guten Abschluss findet. Zuerst war ich verwirrt, weil es zwar direkt mit Ciri los geht, denn es scheint einen größeren Zeitsprung zu geben. Die Geschichte setzt nicht direkt am Ende vom Schwalbentum – dem vierten Band – an. Ciri ist in einer ganz anderen Welt, wie wir als Leser relativ schnell erfahren, denn sie trifft einen Ritter, der scheinbar aus Camelot stammt, da er von der Tafelrunde spricht und von Merlin als Zauberer. Es kommt zu einer großen Verwirrung zwischen den beiden und so beginnt Ciri ihre Geschichte zu erzählen…

‚Gibt es in dieser Welt Zauberer? Weißt du, Leute, die Magie betreiben. Magier. Wissende.‘

‚Es gibt Merlin. Und Morgana. Aber die ist böse.‘

Andrzej Sapkowski – die Dame vom See, S.15, dtv.

Bevor der Leser dann aber ihre Geschichte bekommt, die nun angeteast ist, gibt es erst einmal neue Charaktere. Es gibt schließlich nicht schon genug Charaktere in diesem Buch, da können drei neue halt nicht fehlen, so kurz am Ende der Geschichte. Diesmal fand ichs schon cool, weil zwei Zauberinnen – Nimue und Condwiramurs – eingeführt werden, die sich zur Aufgabe machen, heraus zu finden, was mit Ciri eigentlich passiert ist. Es wird nicht genau datiert, wann die beiden leben, aber die Geschichte rund um Ciri und Geralt scheint getilgt zu sein und gilt mittlerweile als Legende. Beides sind Zauberinnenund Condwiramurs kann durch Träumen bestimmte Geschichten aus der Vergangenheit miterleben, sodass sie die perfekte Kandidatin ist, um das Rätsel um Ciri und Geralt zu lösen, das dort offenbar besteht. Eine Anspielung an die Arthusroman gibt es auch hier, denn Nimue wird im Buch, als auch in den Arthusromanen als „Dame vom See“ bezeichnet. Aber klar ist, dass sie nicht bei Arthus ist, sondern in der Welt von Ciri und Geralt. Und so bekommt man als Leser zunächst einen Eindruck der beiden Zauberinnen, ihrer Praxis und immer wieder Bruchstücke aus der Geschichte, die seit dem Ende vom Schwalbentum passiert sind. Das fand ich extrem cool, denn es beginnt mit Ciris Teaser der Geschichte und danach folgen Binnengeschichten in Binnengeschichten. Doch immer so, dass man sofort in der nächsten Geschichte drin ist.

Wie endete die Geschichte von Geralt & Ciri? Das wusste doch jeder.

Sie blickte auf ein in dunklen Tönen gehaltenes Aquarell, das einen unförmigen Kahn darstellte, der über die Fläche eines dunstverhangenen Sees glitt, einen Kahn, den mit einer langen Stake eine Frau vorantrieb, die nur als schwarzer Umriss zu sehen war.

So endete jene Legende. Genau so.

Andrzej Sapkowski – die Dame vom See, S.31, dtv.

Die Geschichten sind relativ chronologisch geordnet und das hat mir gut gefallen. Erst einmal geht es um Yennefers angeblichen Verrat an der Zauberinnenloge, den sie ja eigentlich nie begangen hat. Sie ist Gefangene von Vilgefortz und wird von ihm gezwungen diverse Ortungszauber durchzuführen, um Ciri zu finden. Ciri wiederum ist im Schwalbenturm Gefangene von Elfen und wird von ihnen gezwungen in deren Land zu gehen, um dort ein Kind mit einem König zu zeugen, da sie dem Älteren Blut abstammt und laut der Legende dann ein Erbe auf die Welt kommen soll, der diese vom Joch der Menschen befreit. Doch Ciri wäre nicht Ciri, wenn sie nicht einen Ausweg finden würde. Hier gibt es auch ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten aus Zeit der Verachtung: nämlich ihrem Einhorn. Was mich hier aber echt genervt hat war, dass diese Zeitsprünge wirklich lang erzählt wurden. Dass man ein oder zwei Beispielsprünge schreibt, hätte ich ja noch in Ordnung gefunden, aber ich glaub es waren fünf oder sechs fehlgeschlagene Sprünge, bei denen ich mir irgendwann dachte: „Okay…wir habens verstanden, sie kriegt es gerade nicht hin.“ Deshalb war ich sehr froh, als sie endlich dort war, wo sie hinwollte.

Fringilla Vigo schwieg einen Moment lang. Sie hatte keineswegs vor, der Loge mitzuteilen, dass der Hexer sie allein im Laufe der letzten Woche zweimal Yennefer genannt hatte, und das in einem Augenblick, wo sie mit Fug und Recht ihren eigenen Namen erwarten konnte.

Andrzej Sapkowski – die Dame vom See, S.135, dtv.

Die Episode mit Geralt kam mir sehr stark angelehnt an die Märchen der Brüder Grimm vor. Geralt und seine Gefährten haben in dem märchenhaften Land Toussaint überwintert, in der Hoffnung, dass sie eine Spur zu Ciri finden können. Geralt übernimmt hier und da wieder Hexeraufträge, Rittersporn vergnügt sich mit der Herrin dieses Landes und die anderen vegetieren so vor sich hin. Geralt wird eigentlich von der Zauberin Fringilla auf der Burg gehalten, damit die Zauberinnenloge weiterhin nach Ciri suchen kann. Trotzdem scheint es am Anfang sehr perfekt dort für alle. Und da gingen direkt meine Alarmglocken an, denn mittlerweile ist mir klar, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Aber hier waren meine Befürchtungen, bis auf Fringilla, eigentlich unberechtigt. Gleichzeitig erhoffen sie sich die Zauberinnen mehr Informationen von Geralt, die Fringilla aber nicht aus ihm herausbekommt. Als Geralt dann durch Zufall mitbekommt, wo er Yennefer findet, packt er seine Sache und verschwindet von jetzt auf gleich von Toussaint und bricht zu VIlgefortz auf. Fringilla versucht bei ihrer letzten Begegnung noch heraus zu finden, wo Geralt hinmöchte bzw. wo Vilgefortz‘ Unterschlupf ist. Natürlich war Geralt die gesamte Zeit, die sie verbracht haben, nicht dumm und hat ihren Hinterhalt offenbar durchschaut, denn er nennt ihr eine ganz falsche Richtung. Auch dieser Erzählstrang hat mir einfach richtig gut gefallen. Ich mag Geralt, ich mag seine mürrische Art und wie er alles offenbar durchschaut, aber das nie anspricht. Er zeigt immer wieder unterschwellig, wie schlau er eigentlich ist. Dazu kam die Stelle, als Fringilla der Zauberinnenloge von dem gesamten Geraltabenteuer berichtet und diese unglaublich neidisch sind, weil sie mit ihm geschlafen hat. Ich find es immer wieder erstaunlich, was für stereotypische Zicken die Zauberinnen sind. Irgendwie ist es schade, dass die so dargestellt werden, zumal man als Frau auch anderen Frauen etwas gönnen kann. Selbst wenn die Zeit im Mittelalter spielt.

Diese Schlange, dass du es weißt, heißt Uroboros. Und dass sie sich in den Schwanz beißt, bedeutet, dass der Kreis geschlossen ist. In jedem Augenblick der Zeit liegen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. In jedem Augenblick liegt die Ewigkeit.

Andrzej Sapkowski – die Dame vom See, S.17, dtv.

Immer wieder wurden auch Episoden aus dem Nilfgaarder Krieg eingestreut, in denen es vor allem darum ging, dass einige Figuren, die immer wieder Geralt oder Ciri begegnet sind, im Krieg sind und diese noch einmal eine letzte Geschichte bekommen. Ob sie sterben oder den Krieg überleben, bleibt dabei nie offen, sondern wird explizit erzählt. Mir hat das auch echt gut gefallen, so bleibt kein loser Charakterfaden auf der Strecke. Ebenso wie die Scio’thael, die noch in Band 1 und 2 Angst und Schrecken auf den Straßen verbreitet haben und gemeinsam mit Nilfgaard die Städte und Dörfer überfielen. Im Schwalbenturm kamen die gar nicht mehr vor und in Dame von See auch erst einmal nicht. Erst am Ende wurden sie noch einmal erwähnt. Denn es wäre ja nicht Witcher, wenn nicht zusätzlich erwähnt werden würde, wie es mit den Bauern nach dem Krieg weiter geht.

Im Showdown vereinen sich Geralt, Ciri und Yennefer nun endlich und stehen Vilgefortz gegenüber. Ein sehr langer letzter Kampf fordert der gesamten Truppe alles ab. Es ist ein durchgehend spannendes Szenario, das nun mal einen Abschied der Buchreihe darstellt. Die Kämpfe sind gutgeschrieben und echt toll zu lesen. Man hatte direkt im Kopf wie es abläuft und zum Glück ist es ein weitgehend gutes Ende für mich. Auch wenn ich die liebgewonnen Figuren nun gehen lassen muss. Doch das ist nicht das Ende des Buches, denn ganz am Ende werden schlussendlich noch die eine oder anderen Fragen beantwortet, bis das Buch einen für Andrzej Sapkowski typisches Ende mit viel Interpretation zurücklässt.

Header Fazit

Andrea

Mir hat Die Dame vom See unglaublich gut gefallen. Der Schwalbenturm ist zwar noch immer mein liebster Band, aber das Ende und all die verschiedenen Geschichten, die hier miteinander verwebt werden, waren echt klasse. Ein Abschluss mit so vielen anderen Perspektiven und einer so unglaublich rasanten Geschichte passt. Dennoch finde ich, dass jetzt ganz plötzlich der Erzählstil schnell wurde und Ereignis folgte auf Ereignis, was vorher nie so war. Ich hätte mir solch einen Stil gerne für Band 1 bis 3 gewünscht. Aber wie Ciri, Yennefer und Geralt ihr Ende finden, hat mir auch gut gefallen. Generell war dieses Buch ein guter Abschluss für so eine Reihe, weil erst einmal keine Storyline oder Charakter auf der Strecke bleibt oder plötzlich nicht mehr auftaucht.

Julian

Ich muss hier Andrea voll und ganz zustimmen. Ich fand die Idee mit der Artussage sehr interessant. Ich fand die typischen Anspielungen von Andrzej Sapkowski besonders klug und kreativ, aber die Geschichte von Nimue fand ich gar nicht spannend. Ich hatte überhaupt keinen guten Bezug dazu. Für mich zählt Geralt und seine Freunde und was nun mit Ciri passiert. Ich wollte hautnah dabei sein, wenn es passiert und leider geschah das erst am Ende des Buches, zum finalen Showdown. Auf einmal hat der Autor sein ganzes Arsenal an guten Kampfszenen herausgeholt und ein sehr spannendes Ende geschrieben. Das hat für mich den Anfang wieder wettgemacht. Mir gefiel die Dame vom See insgesamt. Auch der Titel hatte ein Wortspiel, das mir gefiel. Wer ist eigentlich die Dame vom See? Ciri, die im See badet oder Nimue, die Zauberin am See? Zusätzlich spielt es auf Nimue, die wirkliche Dame vom See, aus der Artussaga. Solche Märchenanspielungen macht der Autor regelmäßig. Ich hoffe das mit Dame vom See die Geschichten noch nicht vorbei sind und würde nach diesem Abschluss jedem die Buchreihe Empfehlen selbst zu lesen – und wenn ihr dies schon getan habt, dann die Kurzgeschichten. Die gesamte Reihe mit allen Geschichten ist auch auf ihre eigene Weise toll geschrieben, auch wenn ich ein Fan der Kurzgeschichten bin. Wer nun wissen möchte, ob sich ein Alternatives Ende lohnt, dem empfehle ich mit Witcher 3 weiter zu machen!


Die Dame vom See | Andrzej Sapkowski

20. September 2019 (diese Auflage) | 544 Seiten

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Die gesamte Hexer Reihe von Andrzej Sapkowski

(1) Das Erbe der Elfen

(2) Die Zeit der Verachtung

(3) Feuertaufe

(4) Der Schwalbenturm

(5) Die Dame vom See


Die Dame vom See Leseprobe

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