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Hexer Saga 3 | Feuertaufe | Andrzej Sapkowski | Rezension

Feuertaufe von Andrzej Sapkowski

ES KOMMT ZU NICHT MARKIERTEN SPOILERN ZU BAND 1, 2 UND 3, DA ES SONST NICHT MÖGLICH IST, DIESE ORDENTLICH ZU REZENSIEREN

Vielen Dank an den DTV Verlag für das Rezensionsexemplar

‚Nach Nilfgaard willst du‘, wiederholte MIlva und schüttete bedauernd den Kopf. ‚Mit dem Kaiser kämpfen, ihm die Verlobte wegnehmen. Aber hast du dir überlegt, was dann passieren kann? Wenn du hinkommst, wenn du diese Ciri in den Palastgemächern findest, ganz in Gold und Siede, was wirst du ihr sagen?“

Andrzej Sapkowski – Feuertaufe, dtv, S.82
header inhalt

In Nilfgaard wird die Verlobung des König Emhyrs mit Cirilla proklamiert, doch ist es wirklich die richtige Ciri? Geralt glaubt das zumindest und begibt sich gemeinsam mit Rittersporn auf die Reise nach Nilfgaard, um die anscheinende Ciri aus der Gefangenschaft zu retten.

header meinung

Die Feuertaufe war für mich dasjenige Buch aus der Witcher Reihe, das mir ab schlechtesten gefallen hat. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass hier am wenigsten passiert ist. Im Fokus steht diesmal Geralt und sein vorankommen, um Ciri zu finden. Nachdem sich Geralt dazu entschieden hat, bei den Dryaden gemeinsam mit Rittersporn abzuhauen, macht er sich auf die Suche nach Ciri und trifft auf seinem Weg immer wieder auf neue Gefährten, die mal bleiben und mal gehen. Zunächst schließt sich ihnen die Bogenschützin Milva an.

Sie ist ein neuer Charakter, der hier eingeführt wird und der ziemlich cool ist. Sie ist einer der wenigen Menschen, die von den Dryaden toleriert wird. Als Jägerin hat sie dasselbe Temperament wie die Bewohner des Waldes im Brokilon und schafft es verbal gut mit Geralt und Co aufzunehmen. Sie hilft in verschiedenen Kriegen, die Elfen in den Brokilon Wald zu bringen, damit die Dryaden sich dort um sie kümmern können. Sie schließt sich den Dryaden nicht an, obwohl sie das wollen. Geralt und sie lernen sich dann in die Feuertaufe kennen, als sie für ihn Informationen rund um Ciri besorgen soll. Zuerst erklärt sie sich widerwillig bereit, die Informationen für ihn zu besorgen, doch wenig später schließt sie sich dann doch Rittersporn und ihm an, nachdem sie ihm alle nötigen Informationen gebracht hat.

Milvas Geschichte ist traurig, auch wenn sie als Charakter schroff ist. Sie ist unglaublich liebenswert. Deshalb ist es umso trauriger, als Milva sich der Gruppe anvertraut und erzählt, dass sie schwanger von einem Elf sei, der verschollen ist. Sie möchte das Kind nicht und so braut ihr Regis – ein weiterer neuer Gefährte der Gruppe – ein Abtreibungsmittel, damit sie eine Fehlgeburt erleidet.

Cahir war immer noch bei uns, als ich im toten Briefkasten jenen geheimen Befehl von euch fand. Ich wunderte mich. Obwohl Cahir offensichtlich seinen Auftrag nicht ausgeführt hatte, wies nichts darauf hin, dass r des Verrats schuldig sei. Aber ich zerbrach mir  nicht lange den Kopf, kam zu dem Schluss, dass das eure Angelegenheit ist und dass ihr selbst damit zurecht kommen müsst. Als Cahir gefesselt wurde, gab es keinen Widerstand, er war ruhig und resigniert. S.243

Andrzej Sapkowski – Feuertaufe, dtv, S.243

Regis schließt sich auch bald Geralts Gruppe an, er ist aber ganz anders als die Gefährten. Zunächst haben sich Rittersporn, Milva und Geralt einer Gruppe Flüchtender angeschlossen, die sie durch den dunklen Wald eskortieren. Der Krieg hat mittlerweile auch die Bauern getroffen, die versuchen aus den Gebieten zu fliehen. Doch müssen sie durch viele Wälder, die wiederum von Banditen beherrscht werden. Deshalb sind sie froh, wenn sich solche Gefährten wie Geralt anschließen, die sie begleiten und schützen. Hier trifft er auf den Zwerg Zoltan und seinen Gefährten, die ihm raten, sich ihnen anzuschließen und gemeinsam nach Osten zu laufen. Die Zwerge waren eine ziemlich tolle Abwechselung in diesem Buch. Sie bringen eine lustige Komponente mit und erzählen auch sehr viel, was einem das Wissen rund um diese Welt wieder näher bringt.

Regis entdeckt die Gruppe auf einem Friedhof, auf dem sie zufällig landen. Alle haben Angst, da es auf Friedhöfen nur so von Ghulen und anderen Ungeheuern wimmeln soll – und mitten drin finden sie ihn. Ein Kräutersammler, so scheint es zunächst, der nach allen möglichen Kräutern stinkt. Er lädt sie zu sich ein und sie genießen einen schönen Abend mit seinem selbstgebrannten Schnaps. Regis schließt sich nach einer Weile der Gruppe an, weil er an die Chancen von Ciris überleben glaubt und Geralt helfen möchte. Außerdem ist ein Heiler niemals verkehrt. Es scheint aber, das mit Regis irgendwas nicht stimmt, schließlich treibt er sich mitten auf einem Friedhof in der tiefsten Nacht herum und Geralt hat schon einen Verdacht. Der Zwiespalt, den Geralts Skepsis auslöst, führt noch zu einer Diskussion unter der Truppe. Rittersporn, vorlaut und offen wie er ist, fragt Regis schamlos aus, was zu einem ziemlich lustigen Dialog führt.

Die Truppe wird dann vervollständigt, als Cahir dazu kommt. Cahir ist ein Charakter, dem ich bis zum Ende von Feuertaufe extrem zwiespältig gegenüberstand. Neu ist er nicht, denn eigentlich kennt man ihn bereits daher, dass er der geflügelte Ritter ist, vor dem Ciri immer ihre Alpträume hat. Außerdem wehrt sich Geralt vehement dagegen, dass er sie begleitet, denn der Nilfgaarder Akzent, das Aussehen und die Vorgeschichte lässt Geralt glauben, dass er sie nur begleitet, um Ciri nach Nilfgaard zu bringen. Cahirs Motive bleiben in der „Feuertaufe“ auch noch im Dunkeln. Trotzdem sollte man nicht so hart mit ihm ins Gericht gehen, denn er wurde von Geralt zwar mehrmals in die Flucht getrieben und trotzdem folgt er ihnen, obwohl Geralt ihm dann sogar mit dem Tod droht. Cahir folgt der Gruppe dann auf Abstand und hofft, von ihr aufgenommen zu werden. Als sie sich gemeinsam hinsetzen, möchte Milva ihn in die Gruppe aufnehmen. Widerwillig stimmt Geralt zu und Cahir wird bald zu einem guten Weggefährten.

Als sie eintraten, verstummte die Musik sofort, zerfloss in einem gedehnten, falschen Akkord. Die vom Tanz in Schweiß geratenen Dörfler traten beiseite, verließen den Stampflehmboden, drängten sich an Wände und Pfosten. Ciri, die neben Mistle ging, sah die angstgeweiteten Augen der Mädchen, bemerkte die harten, verbissenen, aus alles gefassten Blicke der Männer und Burschen.

Andrzej Sapkowski – Feuertaufe, dtv, S.176

Ciri ist immer noch mit den Ratten unterwegs und kämpft sich mit ihnen durch die Welt von Witcher. Sie verliebt sich dort das erste Mal in eine ihrer Weggefährtinnen, verbringt mit ihr viel Zeit und fühlt sich unter ihnen wohl. Die Bande kleidet sich mit allem, was sie den Menschen abknüpfen und sind auch berüchtigt dafür, dass sie die Armen überfallen. Also keine Robin Hood Geschichte, sondern das blanke Überleben. Was aber nicht heißt, dass die Truppe keinen Spaß hat, denn den haben sie vor allem in Schenken und am liebsten beim Tanz. Dennoch gibt es immer wieder grausame Stellen und der Leser bemerkt schnell, dass Ciri das Morden für sich entdeckt hat. Zu Beginn noch schüchtern und Angst davor, ist sie in der „Feuertaufe“ schon ziemlich mörderisch unterwegs. Sie hat außerdem ihre Prinzessinnen und naiven Attitüden abgelegt, weil sie versucht zu vergessen, wer sie ist. Sie nennt sich nun auch Falka. Doch gegen Ende bemerkt sie, dass ihr etwas fehlt und sie sich zu einer Kraft hingezogen fühlt.

Wieso das Buch Feuertaufe heißt, kann man letztendlich nur erahnen, da es nie explizit genannt wird. Im Mittelalter war eine Feuertaufe die Verbrennung auf dem Scheiterhaufen. Brannte der Mensch, war er keine Hexe. Eine ähnliche Probe muss die Gruppe von Geralt übrigens auch ablegen, aber hier wird sie umgedreht. Hier geht es darum, wenn man die Hand ins Feuer hält und diese unversehrt ist, ist die Angeklagte Person nicht schuldig. Regis möchte eine Frau retten, die angeklagt wird und schafft es, die Feuerprobe ohne Schaden zu überstehen. So rettet er und die Gruppe diese Frau. Nun ja, ich denke, dass das Buch so heißen kann, weil es das erste Mal ist, dass Geralt sich hier wirklich auf Freunde verlassen kann. Er lernt sie kennen und diese sind auch noch dazu bereit, gemeinsam mit ihm, durch die Gegend zu reiten und nach Ciri zu suchen. Gleichzeitig kann sich Feuertaufe auch auf Ciri beziehen, die ja nun bei den Ratten ist und sich dort bewehren muss. Ihre könnte das Morden sein. Wahrscheinlich ist das Wort wieder für jeden Charakter anders zu interpretieren.

‚Richtig, das hätte ich beinahe vergessen. Rat brauchst du keinen, Verbündete brauchst du nicht, ohne Reisegefährten kommst du auch aus. Das Ziel deiner Expedition ist ja ein persönliches und privates Ziel, mehr noch, das Wesen dieses Ziels erfordert, dass du es allein, persönlich verwirklichst. Risiko, Bedrohung, Mühe, der Kampf mit dem Zweifel müssen auf dir lasten und ausschließlich auf dir.“

Andrzej Sapkowski – Feuertaufe, dtv, S.285
SPOILER zum ausklappen
Was mich hier aber noch stark überrascht hat, war eine Stelle, in der es um die Scio’thael ging. Das sind die Elfentruppen, die nicht mehr in ihre ursprüngliche Rolle in der Gesellschaft passen wollen und sich gegen die Menschen erhoben haben. In diesem kurzen Gespräch spricht einer der Anführer mit einem Nilfgaarder, der Cahir verfolgen sollte und was dort genau passiert ist, weshalb Cahir entkommen ist. Das bestätigt zum einen den Leser, dass Cahir wirklich nichts Böses im Schilde führt, zeitgleich zeigt es aber auch einen weiteren Gegner für Geralt, Regis, Milva und Cahir. Ich fand die Stelle extrem gut, auch wenn man sie hätte aussparen können. Aber doch zeigt sie, wie grausam die Elfen sein können, wenn sie ihren Willen durchsetzen wollen.

Header Fazit

Andrea

Mir hat Feuertaufe nicht so gut gefallen. Es geht zwar weiter voran, aber für mich fühlte sich das Buch am Ende doch stark nach Lückenfüller an. Es kommen noch zwei recht überraschende Erzählstränge, von dem man einen hätte komplett löschen können, weil ich der Meinung bin, dass man die auch hätte kurz zusammenfassen können. Genauso dieser doch sehr langsame Fortschritt bei Geralt und seinen Freunden. Insgesamt natürlich wieder ein guter Erzählstil und ich bin gespannt, wie es im nächsten Band weiter geht, da Andrzej Sapkowski doch recht gut ist, die Bücher einfach zu beenden, ohne einen richtigen Epilog.

Julian

Ich habe mit Feuertaufe ein ziemliches Problem gehabt. Es war der Roman, wo nichts passiert, kein Fortschritt und trotzdem war es leicht unterhaltsam. Es ist für mich das schlechteste Buch der Witcher Romane. Feuertaufe ist quasi die Erholung, als im Buch vorher alles schief ging. Man sammelt sich, lebt mit den Konsequenzen und muss sich diesem riesigen Buch widmen. Auf einmal baut Andrzej Sapkowski ganz neue Charaktere auf und will denen allen einen Hintergrund geben. Am Ende des Buches gefiel mir das, weil ich alle diese Charaktere so schnell liebgewonnen habe. Dennoch sollte jeder die persönliche Feuertaufe überstehen, nämlich das Buch beenden, denn die nächsten zwei Romane werden den Lückenfüller wieder wett machen, wenn Geralt und Ciri zum großen Finale übergehen.


Andrzej Sapkowski | Feuertaufe

20. September 2019 (diese Auflage) | 352 Seiten

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Die gesamte Hexer Reihe von Andrzej Sapkowski

(1) Das Erbe der Elfen

(2) Die Zeit der Verachtung

(3) Feuertaufe

(4) Der Schwalbenturm

(5) Die Dame von See


Feuertaufe | Leseprobe

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