Vielen Dank an DTV für das Rezensionsexemplar
„Die Stadt brannte.
Die engen Straßen, die zum Graben führten, zur ersten Terrasse, verströmten Rauch und Hitze, die Flammen verzehrten die dicht gedrängten Strohdächer, leckten an den Mauern des Schlosses.“
Andrzej Sapkowski – Das Erbe der Elfen, S.7, dtv.
Nach dem Überfall auf Cintra soll die Thronerbin und Prinzessin Ciri verschwunden sein. Gerüchten zufolge wurde sie vom Hexer Geralt entführt und festgehalten. Doch eigentlich hat er sie aufgenommen, vor einem anderen Entführer gerettet und beschützt sie nun. Auf der zerfallenen Hexerfestung Kaer Morhen wird sie ausgebildet und soll zeitgleich ihr magisches Potential entfalten. Doch was genau ist Ciri, wer verfolgt sie und Geralt und was hat es mit dem Erben der Elfen auf sich?
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Das Erbe der Elfen ist der Beginn der Saga und spielt knapp 13 Jahre nach den Kurzgeschichten aus Der letzte Wunsch und dem Schwert der Vorsehung. Diese werden in der Regel vor der Saga gezählt, aber sie sind nicht obligatorisch, um das Geschehen zu verstehen. Ihr könnt sie also ruhig später lesen. Die Reihenfolge der Witcher Romane ist also optional. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass es durch den langsamen Erzählstil des Autors zu Spoilern zum gesamten Verlauf des Buches kommt, da es sonst sehr schwierig zu rezensieren wäre.
Das Buch beginnt mit Geralt und Ciri und einer kurzen Szene, die andeutet, dass Geralt Ciri bereits aus dem brennenden und untergehenden Cintra gerettet hat. Denn Ciri ist die Tochter der damaligen Königin Calanthe, somit Thronerbin und in Gefahr. Als Cintra eingenommen wurde – von wem, wieso und weshalb wird weitaus später im Buch erklärt – weiß Geralt offensichtlich um den Preis, den Ciri zahlen müsste, wenn sie in der Stadt bleibt. Für die Menschheit gilt die sagenumwobene Prinzessin als verschollen.
„Die Zuhörer nickten, flüsterten. Ein paar Leute begannen zu klatschen, ein paar andere grüßten den Sänger mit erhobenen Händen. Die gerührten Weibsbilder schnieften und wischten sich die Augen, womit sie nur konnte, je nach Stand, Beruf und Vermögen.“
Andrzej Sapkowski – Das Erbe der Elfen, S.13, dtv.
Die gesamte Rettung Ciris, der Angriff auf Cintra und die Motive bekommt der Leser kurz danach vom Barden Rittersporn erzählt. Diese Szene war eigentlich ein ziemlich gut gewählter Einstieg vom Autor, denn Rittersporns Perspektive wird in den folgenden Romanen noch öfter gebraucht, um Ereignisse zusammen zu fassen. Er ist ein Freund Geralts, hat viele Balladen und Geschichten über ihn veröffentlicht und reist viel mit ihm. Deshalb ist er eigentlich immer an vorderster Front und kann schon vor Ort seine Geschichten niederscheiben. So kommt es auch, dass er Geschichten darüber verfasst, was womöglich mit dem Löwenjungen aus Cintra, Cirilla oder Ciri, passiert sein könnte und wieso Geralt dabei eine wichtige Rolle spielt. Da Rittersporn in einer großen Runde seine Geschichte erzählt, kommt es kurz danach zu einer hitzigen Diskussion der Anwesenden über den Wahrheitsgehalt seiner Aussagen. Das war insofern ziemlich gut gewählt, da ich als Leserin erst einmal verwirrt war. „Das war doch eine Geschichte über Geralt und Ciri oder?“, war mein erster Gedanke, aber durch diese andere Perpsektive, bekommt man schon sehr viel über die Ansichten der verschiedenen Völker aufeinander mit. Dieser Wechsel hat mich als Leserin sofort in die Geschichte mitgenommen und ich wollte unbedingt wissen, wie es weiter geht.
Die Perspektive von Rittersporn bleibt erst einmal, denn er lernt auf grausamste Art und Weise, dass er nicht jede Geschichte erzählen sollte. Denn Geralt und Ciri werden gesucht und verfolgt und wer kann wohl besser wissen, wo sich beide aufhalten, als einer der besten Freunde Geralts: Rittersporn. Der lernt Rience kennen, der ihn foltert, um heraus zu finden, wo sich Ciri und Geralt aufhalten. Doch Rittersporn kommt gerade so noch einmal mit dem Leben davon. Wer Rience genau ist und was er möchte, wird nicht gesagt.
„‘Nehmen wir an‘, sagte er leise, das Kind auf die verschränkten Hände gestützt, und schaute der Zauberin in die Augen. ‚Nehmen wir an, dass Geralt dieses Kind tatsächlich gefunden und gerettet hat. Nehmen wir an, dass er schließlich doch begonnen hat, an die Kraft der Vorsehung zu glauben, und das gefundene Kind mitgenommen hat. Wohin?‘“
Andrzej Sapkowski – Das Erbe der Elfen, S.49, dtv.
Rittersporn ist ein wirklich witziger Charakter. Er ist nicht auf seinen Mund gefallen, hat aber gleichzeitig auch irgendwie immer Angst, was passieren kann. Er versucht sich nicht unbedingt mit Geralt in Verbindung zu bringen bzw. versucht nicht die gesamte Geschichte von Ciri und Geralt auszuposaunen. Wenn seine Zuhörer das Ende hören wollen, versucht er geschickt immer mit anderen Liedern drum herum zu lenken. Er ist Barde und Lehrmeister, denn er hat in Oxenfurt, einer relativ großen Stadt im Witcher Universum, eine Lehranstelle an der Universität. Im Grunde sagt er auch selbst von sich, dass er aus einem bestimmten Grund Barde und nicht Ritter geworden ist, nämlich der, dass er ein Angsthase ist. Doch auch das stimmt nicht immer, denn im Laufe von „Das Erbe der Elfen“ legt er sich mit einigen Menschen an, die wollen, dass er Geralt ausspioniert. Anstatt sich diesen zu beugen, erzählt er dem Hexer lieber alles, was er auf seinen Reisen in Bezug auf die Politik mitbekommt, da er auch gleichzeitig Ciri schützen möchte. Wieso Rittersporn so an Geralt hängt, was diese beiden unterschiedlichen Charaktere eigentlich zusammengeführt hat, könnt ihr im letzten Wunsch und in das Schwert der Vorsehung nachlesen. Wenn ihr aber noch etwas mehr über den Charakter Rittersporn erfahren möchtet, dann empfehle ich euch unsere spoilerfreie Zusammenfassung zu Rittersporn.
„‘Er hat nicht viel davon gehabt.‘, murmelte er. ‚Nicht viel Nutzen von dieser Freundschaft. Er hatte meinetwegen hauptsächlich Scherereien. Immerzu musste er mich aus einer Bredouille befreien…mir helfen…‘
Andrzej Sapkowski – Das Erbe der Elfen, S.50, dtv.
Weder Geralt noch die anderen wenigen Hexer der Wolfsschule, Eskel, Lambert und den liebenswerten Mentor Vesemir, mit denen er gemeinsam Ciri ausbilden, wissen davon, dass Rience hinter ihr her ist. Sie konzentrieren sich erst einmal darauf sie zu einer Hexerin auszubilden, merken dabei aber, dass Ciri besonders ist. Nicht in der Art Special Snowflake besonders, sondern dass sie offenbar eine Art Sprachrohr für jemanden ist. Sie sieht Visionen und scheint magische Kräfte zu besitzen. Die Visionen sind bei begabten Priesterinnen im Tempel der Melitele, aber auch den Zauberer der Hexer Welt, ausgeprägt. Deshalb lassen sie die Zauberin Triss kommen, die herausfinden soll, was da eigentlich mit ihr los ist. Aber nicht nur das findet sie heraus, sondern sie liest den drei Männern auch noch ordentlich die Leviten bezüglich Ciri. Sie behandeln sie wie einen Jungen, setzen ihr die harte Hexer Ausbildung aus, obwohl sie das körperlich gar nicht kann. Aber Ciri ist sturr und hat einen Narren an Geralt gefressen, da er ihre einzige Bezugsperson ist. Doch auch ihre jahrelange Prinzessinnen Dasein prägte ihren impulsiven Charakter. Man merkt als Leser, wie sehr sie auch auf die Anerkennung von Geralt angewiesen ist, weshalb sie auch richtig sauer wird, als sie in die Tempelschule der Melitele zur Priesterin Nenneke gehen soll. Wenig später bekommt der Leser mit, wie sehr sie die Schule eigentlich mag, und Geralt vermisst.
An dieser Schule wird sie in der Zauberei ausgebildet, allen voran von Yennefer, die extra dorthin gereist ist, um mit Ciri dort zu trainieren. Sie ist neben der Ziehmutter von Ciri auch Geralts On-and-Off-Beziehung, die sich beide aber sehr um Ciri sorgen. Die Zauberin ist jemand, bei dem man ohne große Beschreibung direkt weiß, mit dieser Person möchte ich mich nicht anlegen. Sie nimmt Geralt schnell seine Aussagen böse, findet es nicht gut, dass er sich halt auch mit anderen vergnügt, denkt aber bei allem viel eher an das Wohlergehen von Ciri. Yennefers Charakter ist zu Beginn interessant und ich mag sie sehr als selbstbewussten Charakter. In den Kurzgeschichten lernt man sie anders kennen und somit sind ihre Handlungsmotive in diesem Buch besser verständlich. Durch die Kurzgeschichten – ohne groß Spoilern zu wollen – weiß man in der Regel, dass Geralt und Yennefer einfach mehr verbindet, als eine On-and-Off Beziehung. Lest ihr die Kurzgeschichten also danach, lernt ihr einfach eine ganz andere Seite an ihr kennen mit all ihren Verletzungen und intrinsischen Motiven.
Geralt ist eher ein Charakter, der in Das Erbe der Elfen noch nicht so transparent ist. Er ist grimmig, störrisch und möchte herausfinden, wer ihn sucht und weshalb. Deshalb gibt er Ciri auch in der Schule ab. Nicht nur, weil er möchte, dass sie ausgebildet wird, sondern vor allem, da sie dort sicher vor ihren gemeinsamen Feinden ist. Er bleibt hier erstmal noch sehr farblos. Geralt ist in diesem Buch zumindest noch nicht so tiefgründig, wie man ihn noch kennenlernen wird. Durch den Erzählstil des Autors enthüllen sich die Charaktere Stück für Stück und entwickeln sich nicht durch Schlüsselmomente. Jeder Charakter ist in seinen Verhalten bereits fest verankert und entwickelt sich nicht mehr großartig. Doch wie ihr Verhalten genau ist, was ihre persönlichen Geschichten sind, erfahren wir immer nur langsam. Geralt möchte sich am liebsten aus Dingen, wie Politik und Ränkeschmieden raushalten. Gerade weil er nur sein Hexer Leben kennt, dorthin reist wo er hinmöchte, frei ist, lernen wir Geralt hier als Miesepeter kennen.
„‘du brauchst dich nicht zu fürchten.‘, antwortete der Hexer und legte ihr die Hand auf die Schulter. ‚Das ist Kaer Morhen, die Heimstatt der Hexer. Hier stand einst ein schönes Schloss. Vor langer Zeit.‘“
Andrzej Sapkowski – Das Erbe der Elfen, S.51, dtv.
Die Fantasy Geschichte, wie ihr womöglich gemerkt habt, geht in Band 1 recht langsam voran. Es werden die Charaktere eingeführt. Die Hauptaspekte in Das Erbe der Elfen sind Ciris Ausbildung, die Sache mit Triss und Rittersporns Erzählung von Ciri und Geralt. Während dieser Gespräche oder Abschnitte erfährt man als Leser nebenbei immer mal Schnipsel aus der Welt. So ist die politische Lage zwischen den Menschen, Zwergen und Elfen extrem angespannt. Es riecht nach Krieg aus dem nördlichen Königreich Nilfgaard, das sich vor allem Cintra und Ciri einverleiben möchte. Wieso gerade Ciri für Nilfgaard so wichtig ist, decken die weiteren Bücher immer mehr auf. Zeitgleich werden Menschen von abtrünnigen Elfen, die sogenannten Scio’thael, überfallen und getötet, da sie keine Lust mehr haben, unterdrückt und ausgeschlossen zu werden. Rassismus in der Hexerwelt ist nämlich ein großes Problem. Es gibt Zwerge, Elfen, Gnome, die Dryaden im Brokilon und Halblinge. Diese leben teilweise in Ghettos, erhalten niedrigere Stellungen, werden aus ihren Ländereien vertrieben und in Pogromen sogar getötet. So erzählt ein Zwerg in einer Geschichte, dass er lieber diesen Menschen nicht schaden möchte, da im nächsten Dorf sicher wieder ein Pogrom stattfinden wird. Und so endet das Buch auch mit einem extremen Cliffhanger.
Für mich war es erst einmal schwer in diesem langsam Erzählstil Fuß zu fassen. Ich bin es nicht mehr gewohnt, das eine Handlung so ausgebaut wird. Aber sie nimmt sich einfach Zeit die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander aufzubauen. Die Welt zu erklären und am Ende doch immer noch Sachen auszulassen, die man an anderer Stelle in Häppchen serviert bekommt.
Andreas Fazit:
Das Erbe der Elfen hat mich überrascht. Ich habe keinen langsamen Erzählstil erwartet und keine so komplexe Geschichte. Doch so komplex sie auf den ersten Blick wirkt, so schnell findet man als Leser auch heraus welche Namen und Orte nun wichtig sind. Spannend fand ich das Ende, denn der Cliffhanger war mehr als gemein!
Julians Fazit:
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, weshalb ich es sehr gerne gelesen habe und für euch meinen Teil der Rezension dazu schreibe. Gerade für mich als Leser von vielen Fantasy Bücher wie Game of Thrones, die Orks, Herr der Ringe, der Hobbit, Rebellion uvm. war das Buch auch für mich ein langsamer Einstieg. Es passierte echt wenig. Doch ich mag den Autor sehr und er weiß, dass manche Geschichten langsam erzählt werden müssen und da zählt das Erbe der Elfen dazu. Der Auftakt mit diesem Buch 1 ist auf jeden Fall lohnenswert, denn die Bücher nehmen noch Fahrt auf. Leider unterscheiden sich die Kurzgeschichten von der Saga und wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich lieber viel mehr Kurzgeschichten haben, als die Saga zu lesen. Vieles von den Büchern ist durch den Hype der Witcher Spiele gekommen und ich habe auch diese Spiele gespielt. Das Buch allein ist für sich echt gut, die weiteren Bücher werden noch besser. Fans des Witcher 3 Spiels finden sich hier aber wahrscheinlich noch wohler.
Andrzej Sapkowski | Das Erbe der Elfen
20. September 2019 (diese Auflage) | 384 Seiten
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