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Hexer Kurzgeschichte 2 | Das Schwert der Vorsehung | Andrzej Sapkowski | Rezension

Das Schwert der Vorsehung von Andrzej Sapkowski

Das Schwert der Vorsehung hat zwei Schneiden. Die eine bist du. Und was ist die andere, Weißer Wolf?“  

Das Schwert der Vorsehung – Andrzej Sapkowski, S.345
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Das Schwert der Vorsehung erschien 1998 und ist die zweite Kurzgeschichtensammlung von [Link: Andrzej Sapkowski]. Geralt widmet sich in Die Grenze des Möglichen dem Monstertöten und trifft auf einen Mann namens Borch Drei Dohlen. Gemeinsam reisen sie zu einem fernen Ort, an dem ein Drache gesichtet worden sei. Diesmal gibt es keine Geschichte, die mit Kurzgeschichten unterbrochen werden. Somit ist diese Geschichte nur eine von vielen. In der Kurzgeschichte Eissplitter geht es wieder um die Beziehung Geralts und Yennefers, in Das Ewige Feuer trifft Geralt auf Rittersporn und gemeinsam müssen sie eine andere Art Ungeheuer in der großen Stadt Novigrad ausfindig machen. In ein kleines Feuer erzählt wird die Geschichte der kleinen Meerjungfrau erzählt. Darauf folgt das Schwert der Vorsehung, wo Geralt in den Brokilon reist. Zuletzt folgt die finale Kurzgeschichte Etwas mehr, bei der Geralt seiner Vergangenheit begegnet und das Gesetz der Überraschung ihn einholt.

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Ich war sehr gespannt auf das Schwert der Vorsehung, nachdem mich der letzte Wunsch so fasziniert hat. Abenteuer mit Geralt, böse Monster, interessante Charaktere und zu guter Letzt Rittersporn! Mit das Schwert der Vorsehung beweist Andrzej Sapkowski sein literarisches Talent erneut, auch wenn ich zugeben muss, dass mich das Buch am Anfang etwas gelangweilt hat.

Das Schwert der Vorsehung beginnt ungefähr nachdem letzten Wunsch und erzählt sich innerhalb von vier bis zehn Jahre. Es beginnt mit dem Kapitel Die Grenzen des Möglichen. Eine wunderbare und lustige Geschichte, die weniger Monsterjagd und mehr Ethik diskutiert. In den ersten Abschnitten erlegt Geralt einen Basilisken in einem Verlies. Die Auftraggeber glauben nicht, dass der Hexer das übersteht, schließlich hat er keinen Spiegel mitgenommen. Dieser ist natürlich zwingend notwendig. Schnell machen sich die Bewohner an den Habseligkeiten des Hexers zu schaffen, werden aber von einem Mann Namens Borch Drei Dohlen gestoppt. Geralt tritt aus dem Verlies und lässt sich für seinen Auftrag bezahlen, nicht aber ohne die Bauern für ihren Diebstahl zu bestrafen. Direkt freunden sich Geralt und Borch Drei Dohlen an und, gemeinsam mit seinen zwei Begleiterinnen Tea und Vea begeben sie sich in die Taverne „zum nachdenklichen Drachen“. Borch Drei Dohlen heißt übersetzt drei schwarze Vögel. Drei Dohlen lädt Geralt zum Essen und Trinken ein, erzählt von seinem Beruf und fragt, ob Drachen eine Bedrohung sind. Viel mehr scheint Geralt für die Drachen zu sympatisieren und wird von Drei Dohlen im Bezug auf seine Meinung ausgefragt. Im Verlauf der Geschichte werden sie von einer Grenzwache angehalten, die vor einem Drachen warnt. Ab hier nimmt die Geschichte Fahrt auf. Der Anfang amüsant, wird hier nachdenklicher. Es geht um die Ethik, Drachen zu töten oder dieses edle Geschöpf leben zu lassen. Geralts Prinzipien verbieten es, einen Drachen zu erlegen, doch als er hört, dass Yennefer auch da ist, gibt er all sein Geld aus, um über die Grenze zu kommen und ihr nachzueilen. Gemeinsam mit berühmten Söldnern und Drachentötern machen sie sich auf zu dem sagenumwobenen roten Drachen.

Was ist wahr? Die Verneinung der Lüge? Oder die Feststellung der Tatsache? Wenn aber die Tatsache eine Lüge ist, was ist dann wahr?“

Das Schwert der Vorsehung – Andrzej Sapkowski, S.144

Mit Eissplitter geht die Handlung in eine ganz andere, wieder philosophische Richtung. Die dreckige Stadt „Aedd Gvnyael“, in unserer Sprache „Eissplitter“ genannt, wird Heimat von Geralt und Yennefer. Geralt findet genug Aufgaben, hasst es aber in einer Stadt zu leben. Yennefer hat hier Dinge zu erledigen und verschwindet morgens plötzlich. Über den Stadthalter erfährt Geralt, das Yennefer sich mit dem Zauberer Istredd mehr als nur unterhält. Es beginnt ein Liebeskampf zwischen Geralt und Istredd, der damit endet, dass beide Yennefer verlieren könnten. Es beginnen die ersten Risse in Geralt Charakterentwicklung, die man in den folgenden Kurzgeschichten immer wieder erlebt. Es war interessant zu lesen, wie sich Geralt und Yennefer weiterentwickeln. Was nach dem letzten Wunsch passiert. Doch Leser, die mehr Fantasy und Monster suchen, sind hier fehl am Platz. Die Kurzgeschichte könnte man außerdem sehr schwer verstehen, da sie sehr poetisch, allegorisch und metaphorisch ist. Wenn man die Geschichte aber parallel zum Lesen analysiert, ist sie umso schöner.

In das ewige Feuer finden wir wieder witzige Geralt und Rittersporn Geschichten. Irgendwie scheint es der Zufall zu wollen, dass Rittersporn gerade da eintrifft, wo Geralt ist. Und so verbringen die beiden, pleite und ohne Aufträge, Zeit in Novigrad. Ein Halbling namens Dainty Biberveldt möchte ihnen aus der Patsche zu helfen. Doch scheint es sich um einen Hochstapler zu handeln, der einen fremden Namen nutzt, um Wirtschaft in Novigrad zu betreiben. Leider ist die Geschichte auch nicht so spannend, wie man denkt. Hier wird viel Wirtschaft besprochen, aber mir gefiel die Geschichte nur, weil ich diesen Hochstapler aus Witcher 3: Wild Hunt kannte und nicht, weil mir wirklich die Geschichte gefiel. Es war ganz amüsant, wenn man die Charaktere sympathisch findet, aber sonst nicht.

In Ein kleines Opfer wird, die kleine Meerjungfrau etwas nacherzählt. Aber es ist auch amüsant, weil Geralt und Rittersporn wieder Albernheiten vorhaben. Mir gefällt es unglaublich gut, wenn Geralt kumpelhaft und witzig seine gelassenere Person zeigt. Er ist dann immer ein ganz anderer Mensch und das freut mich. Doch hier entsteht eine Liebesgeschichte. Eine zwischen Rittersporns bester Freundin, die für ihn wie eine Schwester ist und Geralt, der nach Yennefer immer noch glaubt, dass er ein Monster ist, das man nicht lieben kann. Er verletzt die Freundin Essi Daven, die als „Äuglein“ bekannt ist. Sie ist auch eine talentierte Bardin und man sagt, ihre Augen bilden das Universum ab, so strahlend blau sind sie. Hier vermischt sich die Geschichte zwischen dem Fürst Agloval, der die Sirene Sh’eenaz heiraten will, Geralt, der versucht einen Mord an der Küste aufzuklären und die Liebesgeschichte zwischen Geralt und Essi. Es ist eine traurige Geschichte, die kein amüsantes Ende findet. Hier erhält Geralts Persönlichkeit weitere Risse, denn er erkennt erneut die Fehler aus der Geschichte Eissplitter.

Es tötet sich leicht mit dem Bogen, Mädchen. Es ist ja leicht, die Sehne loszulassen und zu denken, dass nicht ich das bin, nicht ich, sondern der Pfeil. An meinen Händen klebt das Blut jenes Burschen nicht. Der Pfeil hat ihn getötet, nicht ich. Und der Pfeil träumt nichts in der Nacht. Mögest du auch nachts nichts träumen, blauäugige Dryade

Das Schwert der Vorsehung – Andrzej Sapkowski, S.365

Mit der Kurzgeschichte Schwert der Vorsehung beginnt es richtig toll zu werden. Gerade weil wir als Leser wieder die Geralt Saga spüren können. Wir merken, nun geht es richtig los. Geralt ist im Brokilon, um eine Botschaft zu überbringen. Dass diese nebensächlich wird, merken wir schnell, als plötzlich Ciri im größten und gefährlichsten Wald der Hexer Welt auftaucht. Die Dryaden, Wächter des Waldes, nehmen oft kleine Kinder, um sie zu Dryaden zu machen und wollen nun Ciri für sich. Geralt merkt nun eine Bindung zu seinem Überraschungskind und möchte sie nicht den Dryaden übergeben. Es beginnt eine Geschichte der Vorherbestimmung und dem Schwert der Vorsehung. Nach dem Zitat der Dryaden Königin gilt: „Das Schwert der Vorsehung hat zwei Schneiden… die eine bist du.“ Geralt glaubt, dass die andere Seite der Schneide der Tod ist und möchte Ciri vor ihren Tod bewahren. Geralt glaubt immer noch nicht an das Schicksal der Vorherbestimmung, begegnet auf seinem Weg aber immer wieder Menschen, die daran glauben und wieder wird Geralts Glaube angegriffen. Ich muss zugeben, die Begegnung mit Ciri als „kleine Rotznase“ die frech ist und sich prinzessinnenhaft verhält, war unglaublich süß und ich genoss die Vater-Tochter Beziehung enorm. Gerade weil ich erst die Geralt Saga gelesen habe und die Spiele gespielt habe, war es für mich unglaublich schön, die Anfänge zu lesen. Doch ich glaube, wenn man die Reihenfolge der Bücher einhält, also erst die Kurgeschichten liest und dann die Hexer Saga, findet man hier als Leser viele amüsante, emotionale Szenen. Meiner Meinung nach, versteht man aber vieles noch gar nicht und ich bin froh, dass ich diese Geschichte nach der Saga gelesen habe.

Mit der Geschichte Etwas Mehr kam ich dann zum Finale des Buches und Geralts endgültigem Wandel. Der Hexer rettet einen armen Bauern, dessen Wagen eine gebrochene Achse hatte. Unter der Brücke, vor der der Bauer anhielt, war alles voller Leichen und Geralt warnte ihn davor, schnell zu verschwinden. Doch es war zu spät und die Kreaturen griffen an. Ein Glück, dass Geralt vorab die Belohnung aushandelte. Durch die Satzformulierung des Bauern wendete Geralt das Gesetz der Überraschung an, wahrscheinlich widerwillig. Auf der Brücke geht der Kampf los und vom Trank benebelt, merkte Geralt seine starke Verletzung, die ihm ein Monster zufügte, nicht und muss von dem Bauern Yurga gerettet werden, als alle Kreaturen besiegt waren. Nun schläft Geralt viel, träumt vom Belleteyn Fest, wo er Yennefer trifft. Dieses Erlebnis scheint vor einigen Jahren passiert zu sein und Yennefer rät Geralt, nach Cintra zu reiten. Im zweiten Traum wird der Moment erzählt, an dem Geralt sechs Jahre später nach Cintra reitet. Das ist der Anschluss zum Belleteyn Fest. Man erfährt, wie er Ciri nicht akzeptiert und seiner Vorherbestimmung den Rücken kehrt. Und dann findet die Vorherbestimmung zum Finale. Geralt wurde verarztet und kann auf Plötze wieder einigermaßen selber reiten, doch Geralt kann sich der Vorherbestimmung nicht wiedersetzen, als er erneut auf Rittersporn trifft. Er warnt vor den Nilfgaardern, dass sie ein Vernichtungskrieg starten und Cintra zerstört haben. Man spürt Geralt Traurigkeit und Unglaube. Schnell will er sich aufmachen, um Ciri zu retten, zerstört Rittersporn aber all seine Hoffnung. Was bleibt, ist nur die Flucht vor den Nilfgaardern und der unmittelbare Beginn von das Erbe der Elfen.

Header Fazit

Und damit habe ich das Schwert der Vorsehung beendet, gerührt von Geralt und Ciris Beziehung, dem Wandel des Hexers zu seiner Vorherbestimmung und der sehnsüchtigen Liebe zu Yennefer. Ich habe in jeder Kurzgeschichte die Schlüsselmomente weggelassen, also stürzt euch drauf. Ob ihr vor oder nachher die Geralt Saga lest, ist egal.  Ich für mein Teil finde, dass man das Schwert der Vorsehung sehr gut als Rückblende nach der Saga lesen kann. Es ist nicht so gut wie der letzte Wunsch, der die Charaktere einführt und einfach wahnsinnig gut ist. Der letzte Wunsch wäre für mich nämlich Pflicht vorher gelesen zu haben. Bei diesem Buch gehe ich da eher ein Schritt von Weg.

Würde ich die Kurzgeschichten einordnen, würde ich das Schwert der Vorsehung und Etwas mehr zusammenpacken und auf Platz 1 setzen. Für Geralt Fans und Witcher Liebhaber ist es eine wunderbare Geschichte. Eissplitter ist vielleicht was für New Adult Fans, die einer Liebesbeziehung folgen wollen. Für mich zwar spannend, aber ich würde die Geschichte dennoch auf Platz 3 setzen. Denn auf Platz 2 würde ich Die Grenze des Möglichen setzen. Gespräche und Handlungen waren perfekt im Einklang und passten zur Fantasygeschichte, wie man sie in Sapkowskis Büchern kennt. Ein kleines Opfer und das ewige Feuer teilen sich das Schlusslicht, da sie ganz lustig waren und ganz besonders originell, aber das war es auch schon.


Andrzej Sapkowski | Das Schwert der Vorsehung

24.01.2020 | 464 Seiten

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Die Reihenfolge der Hexer Saga

(1) Das Erbe der Elfen

(2) Die Zeit der Verachtung

(3) Feuertaufe

(4) Der Schwalbenturm

(5) Die Dame vom See


Das Schwert der Vorsehung | Leseprobe

(3) Kommentare

  1. Hallo Andrea,

    ich lese deine Beiträge zur „Witcher“ Reihe richtig gerne.
    Ich habe die beiden Kurzgeschichtenbände gegen Ende des letzten Jahres gelesen und dann die Serie gesehen. Die Hauptreihe möchte ich demnächst noch lesen. „Der letzte Wunsch“ fand ich richtig gut, aber „Das Schwert der Vorhersehung“ konnte mich leider nicht so begeistern. Ich fand die Kurzgeschichten darin nicht schlecht, aber um einiges schwächer, als die des Vorgängerbandes.

    LG
    Elisa

    1. Drea sagt:

      Hallo Elisa,

      danke schön, das freut mich sehr 🙂 In diese Rezensions Reihe ist sehr viel Liebe reingeflossen <3
      Ich bin gespannt, wie dir dann die ganze Reihe gefallen wird 🙂

      Liebe Grüße

      Andrea

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