Rezensionen

Hexer Saga | Andrzej Sapkowski | Reihenfazit

Witcher Saga Reihenfazit

Noch einmal vielen Dank an den DTV Verlag für die Rezenesionsexemplare

Es kommt hier zu jeglichen Spoilern der gesamten Buchreihe vom Erbe der Elfen bis zur Dame vom See, da dies ein Reihenfazit ist und wir zusammenfassen möchten, was uns gefallen und nicht gefallen hat.

Die Hexer erscheinen wie üblich unerwartet, wie üblich lautlos, wie üblich wer weiß woher. Sie standen vor ihr, groß, braun gebrannt, die Arme vor der Brust verschränkt, das Körpergewicht auf den linken Fuß verlagert, in einer Haltung, aus der heraus sie, wie sie wusste, im Bruchteil einer Sekunde angreifen konnten.

Das Erbe der Elfen – Andrzej Sapkowski, S.68, dtv.

Die Hexer Reihe war ein Auf und ab. Ich find es jetzt relativ schwer ein Reihenfazit zu ziehen, da ich glaub ich schon sehr viel Kritik – sowohl positiv als auch negativ – in den jeweiligen Rezensionen geäußert habe. Aber ich werde versuchen diese Kritik noch einmal für euch zusammen zu fassen.

Der langsame Erzählstil von Andrzej Sapkowski hat mir am Anfang nicht so gut gefallen, weil er mich total aus meinem üblichen Lesestil herausgezogen hat. Die Geschichte war am Anfang auch relativ langsam aufgebaut, aber das hat mir ganz gut gefallen. Man muss die Charaktere nun auch erst einmal kennenlernen und verstehen, wieso sie so handeln, wie sie eben handeln.

Charakterentwicklung

Einen Charakteraufbau und -Veränderung gab es in all den Büchern aber eigentlich nur von Ciri, denn die erwachsenen Charaktere wie Geralt, Yennefer oder Rittersporn sind bereits ausgebildet und schwierig mit Schlüsselerlebnissen zu verändern.

‚Ciri‘, sagte die Zauberin leise. ‚Ich hab dir schon einmal gesagt, dass ich alles, was ich tue, zu deinem Besten tue. Vertrau mir. Ich bitte dich, vertrau mir. Lauf.‘

Zeit der Verachtung – Andrzej Sapkowski, S.225, dtv.

Die Charaktere sind aber eigentlich spannend konzipiert. Geralt, der durch seine Mutation von der Gesellschaft ausgeschlossen ist und trotzdem Ciri als sein Findelkind angenommen hat, ist von vornherein ein sympathischer Charakter..irgendwie.. Er handelt nach seinen eigenen Prinzipien und möchte in der gesamten Buchreihe eigentlich nur Ciri wiederfinden, denn diese geht im Laufe der Reihe verloren. Geralt‘s Geschichte wird in den Kurzgeschichten erzählt. Die Gründe, wieso er Ciri erst nicht wollte und warum die beiden Vorherbestimmt sind, wird dort erzählt und hier aufgegriffen. Geralt ist quasi ein fertiger Charakter. Eigentlich fand ich das ganz cool, weil man durch Geralt vor allem den verändernden Aspekt der Welt mitbekommt. Krieg beginnt und gegen Ende werden die Menschen immer unruhiger. Geralt trifft im Laufe seiner Geschichte auf unzählige, einzigartige Charaktere, die von sich erzählen oder durchstreift Dörfer, die vom Krieg gezeichnet sind. Dass er aber Ciri in der GESAMTEN Buchreihe sucht, beginnt irgendwann zu nerven. Besonders da er zu Fuß unterwegs ist, eine sehr lange Reise auf sich nimmt und immer aufgehalten wird. Es ist klar, dass er sie finden möchte und sich gleichzeitig an denjenigen rächen will, die Ciri verfolgen und womöglich für sich haben wollen. Denn in Ciri steckt das ältere Blut, das mit einer bestimmten Prophezeiung einher geht. Das nervt aber vor allem in der Feuertaufe extrem. Was vermutlich auch daran lag, dass dort einfach mal komplett neue Charaktere aufgebaut wurden und ohne das Geralt an einem bestimmten Tiefpunkt steht, hätten sie alle keinen Sinn ergeben.

Als sie eintraten, verstummte die Musik sofort, zerfloss in einem gedehnten, falschen Akkord. Die vom Tanz in Schweiß geratenen Dörfler traten beiseite, verließen den Stampflehmboden, drängten sich an Wände und Pfosten. Ciri, die neben Mistle ging, sah die angstgeweiteten Augen der Mädchen, bemerkte die harten, verbissenen, aus alles gefassten Blicke der Männer und Burschen.

Feuertaufe – Andrzej Sapkowski, S.176, dtv.

Yennefer hingegen ist eine recht traurige Person, die irgendwie nur Pech zu haben scheint. Erst einmal ist die für Ciri wie eine Mutter und bildet sie in Magie aus. Doch schon in Zeit der Verachtung geht Yennfers Stern unter. Erst ist sie gefangen, dann soll sie gezwungen werden, der Zauberinnenloge beizutreten und als sie dort abhaut, um Ciri zu finden, wird ihr ein Verrat gemeinsam mit Vilgefortz angedichtet, den sie nie begangen hat. Aber die Zauberinnen sind eifersüchtig auf sie. Als sie von Vilgefortz gefangen genommen wird, ist es ihr letzter und wohl extremster Tiefpunkt, aus dem sie auch nicht weiß, ob sie dort jemals herauskommt. Doch sie ist eine sehr sture Person, die sich nicht so einfach unterdrücken lässt und so kämpft sie trotzdem für sich, obwohl sie keinen Ausweg erkennt. Man merkt hier aber leider gar nicht, wie kaputt sie als Person ist. Das merkt man nur, wenn man die Kurzgeschichten und ihren Hintergrund richtig kennt.

Ciri hingegen ist ein Charakter, der sich im ganzen Buch ganz schön entwickelt. Von einer verzogenen Prinzessin zu einer jungen Frau, die zwar irgendwie noch nicht wirklich weiß, was sie im Leben möchte, aber von ihm auf jeden Fall gezeichnet ist. Sie hat in ihrem kurzen Leben gemordet, sich verliebt, ihre Liebe verloren und später auch Geralt und Yennefer. Diese beiden Bezugspersonen verliert sie auf ihrem Weg auch immer wieder. Und obwohl sie eigentlich nach ihnen suchen sollte, geht Ciri ihren eigenen Weg und sucht am Ende doch ihre Propheizung auf, gegen die sie sich all die Zeit gewährt hat. Aber die Vorhersehung bekommt am Ende immer das, was sie vorhersagt. Ciri weiß, dass ihr Leben ohne Geralt und Yennefer im Witcher Universum vorbei ist und die Wilde Jagd sie immer suchen wird. Aus diesem Grund flüchtet sie auch und lässt alles hinter sich. Das dies in Witcher3: Wild Hunt 3 eine weitere Wendung nimmt, wird hier erst einmal außen vorgelassen. Ciri findet ihren Frieden, was sehr toll ist.

‚Richtig, das hätte ich beinahe vergessen. Rat brauchst du keinen, Verbündete brauchst du nicht, ohne Reisegefährten kommst du auch aus. Das Ziel deiner Expedition ist ja ein persönliches und privates Ziel, mehr noch, das Wesen dieses Ziels erfordert, dass du es allein, persönlich verwirklichst. Risiko, Bedrohung, Mühe, der Kampf mit dem Zweifel müssen auf dir lasten und ausschließlich auf dir.“

Feuertaufe – Andrzej Sapkowski, S.285, dtv.

Die Geschichte lebt aber auch von den Nebencharakteren. Ohne Rittersporn ist die Welt nur grau. Für den Autor ist er der Anker für Witz und Freude in diesen Geschichten. Geralt und Rittersporn sind ein perfektes Dou. Die anderen Charaktere finden sich auch in die Geschichte gut ein. Mirna, Cahir, Regis sind sehr sympatische Charaktere. Und dann lässt der Autor sie alle fallen, um einen spannenden Kampf zu liefern. Es passt gut in die Geschichte, so endet etwas, aber es beginnt auch etwas Neues.

Geschichtenerzählung

Was mir aber in der Hexer Saga absolut nicht gefallen hat war die Tatsache, dass man irgendwie nie so genau weiß, wie viel Zeit eigentlich vergeht. Mir kam es vor, wie ein oder vielleicht zwei Jahre. Dabei waren es wirklich viele Jahre, die vergangen sind. Ciri ist am Ende vom fünften Buch eine junge Frau. Es wird nur im letzten Buch an einer kurzen Stelle erwähnt, dass ein ganzer Winter rum ist. Das ist die einzige Zeitangabe, die mir aufgefallen ist. Ich finde, um dem Leser ein wenig mehr Orientierung in der Geschichte zu geben, könnte man einfach immer mal am Anfang oder auch in der Mitte einstreuen, wie viel Zeit eigentlich vergeht. Ob man dies tut, während eine gesamte Truppe reitet oder überwintert, ist egal, hauptsache man bekommt als Leser mal eine Angabe. Ähnlich war es aber auch schon in den Kurzgeschichten. Man wusste hier nicht mal, in welchem Zeitraum eine Geschichte spielt, bis man seine eigenen Schlüsse ziehen konnte. Da hat der Autor auf jeden Fall noch Handlungsbedarf.

Außerdem ging mir doch irgendwann der Erzählstil auf die Nerven. Noch in der Mitte von Band 1 hatte ich mich daran gewöhnt und in Band 2 war ich davon begeistert, weil der Aufbau einfach sein muss, dachte ich mir. Aber als dann in Feuertaufe, dem dritten Band, der Erzählstil noch langsamer wurde, war ich schon kurz davor das Buch einfach zur Seite zu legen. Zum Glück nahm sowohl die Geschichte als auch der Erzählstil ab dem vierten Band wieder Fahrt auf. Dennoch muss ich sagen, dass sich die Dame vom See dann wiederum angefühlt hat, als ob Andzrej Sapowski gemerkt hat, dass er die Hexer Saga jetzt beenden muss. Denn sein Schreibstil wurde schnell, hektisch und die Geschichte galoppierte nur so voran. Ich bin tatsächlich froh, dass ich nicht alleine bei dieser Meinung bin. Diverse Diskussionen führen alle dazu, dass Feuertaufe das schlechteste Buch der Buchreihe ist.

Das beste Buch der Reihe

Für mich ist das beste Buch der Hexer Reihe definitiv die Dame vom See. Nicht nur wegen den bereits erwähnten Aspekten, sondern auch, weil ich die Geschichte echt gut fand. Sie hat ein Ende gefunden, mit dem ich mehr oder weniger leben kann. Die Story mit den zwei Zauberinnen rund um die eigentliche Saga gefiel mir auch. Natürlich hätte man die auch rauslassen können, damit das Buch etwas dünner gewesen wäre, aber es zeigte einfach auch, wie sich die Saga rund um Ciri und Geralt in vielen Jahren noch entwickelt.

Fazit

Andrea

Insgesamt fand ich die Reihe zwar gut, aber definitiv keine Reihe, die ich jetzt hervorheben würde. Ich mag die Charaktere, ich mag die Geschichte aber ich bin im Nachhinein absolut kein Fan von dem langsame Erzählstil. Der ist am Anfang angenehm, aber spätestens in Feuertaufe ist es unglaublich nervig. Vor allem der Band hätte eingespart werden können. Und in Dame vom See merkt man auch als Leser, dass Andrzej Sapkowski auch anders und schneller schreiben kann. Ich frage mich im Nachhinein, weshalb er nicht schon so geschrieben hat von vorn herein. Ich habe auch das Gefühl, dass die Dame vom See noch einen etwas anderen Erzählstil dazu bekommen hat. Fand ich irgendwie schade, weil man von einem Autor zumindest eine Kontinuität für eine Buchreihe erwartet.

Julian

Auch ich habe mit der Hexer Saga stark gekämpft. Ich fand den Anfang für mich neu, ein unbekannter Erzählstil eines sehr talentierten Autors. Dennoch lese ich gerne schnellere Handlungen, bei denen auch mehr passiert. Feuertaufe hat mich tatsächlich zu einer kleinen Pause der Buchreihe gebracht. Wie man in anderen Rezensionen lesen kann, ziehe ich die Buchreihe nicht den Kurzgeschichten vor. Die Kurzgeschichten, mit vielen schnellen Episoden sind sehr viel spannender. Wer sich aber für das Spiel Witcher 3: Wild Hunt interessiert, dem empfehle ich sehr sich in diese Bücher zu stürzen und für das Witcher Universum zu schwärmen. Für das Spiel selbst, finde ich hat die Buchreihe somit ihren Hype verdient, da die beiden eine sehr gute Synergie haben. Ohne das Spiel gäbe es viel an der Hexer Saga Buchreihe zu kritisieren.


Die gesamte Hexer Reihe

(1) Das Erbe der Elfen

(2) Die Zeit der Verachtung

(3) Feuertaufe

(4) Der Schwalbenturm

(5) Die Dame vom See

(7) Kommentare

  1. Hallo Andrea,
    ich mag solche Romane ja eigentlich mal ganz gerne, aber wenn sich der Schreibstil so zieht, wie du es beschreibst, ist er vielleicht doch nichts für mich.
    Aber vielleicht würde ich es auch wieder ganz anders empfinden. ^^‘
    Ich werde mal darüber nachdenken, ob es was für mich ist. *lach*

    Liebe Grüße
    Melanie

    1. Drea sagt:

      Hallo Melanie,

      grundsätzlich möchte ich natürlich nicht von der Reihe abraten, weil die Geschichte dahinter ist wirklich toll. Vor allem wenn man Witcher Fan ist, find ich, ist es eine klasse Ergänzung zu den Spielen 🙂
      also trau dich ruhig dran.

      Liebe Grüße
      Andrea

    2. Kann mich dem Artikel nur anschließen. Ich selbst kannte zuerst die Computerspiele und finde, die Serie lebt von der sehr stark und starr gezeichneten Hauptfigur und ihren Beziehungen zu diversen weiblichen Nebenfiguren (und zwar nicht im GoT Sinne). Ob man Rittersporn als Sidekick nun eine Bereicherung findet oder nicht ist Geschmackssache. Die Welt und der Hintergrund gefallen mir sehr gut, hier ist der Autor eigene Wege gegangen und hat nicht nur Tolkien abgekupfert. Trotzdem erfährt man zu wenig über die Kulturen und Orte und es ist am Ende völlig egal ob Geralt gerade in Temerien, Sodden oder Hintertamalugien unterwegs ist. Der Erzählstil ist ebenso unverbindlich, man wird ständig nur in Momentaufnahmen geworfen, zeitliche und kausale Zusammenhänge zwischen Erzählungen ergeben sich nur sehr langsam und sporadisch. Das alleine war für mich noch ok. Am schlechtesten gefallen hat mir die eher schwache Sprache des Autors. Übersetzung hin oder her, dieses abgehackte und nicht enden wollende Umsichwerfen von schwofigen Adjektiven ist extrem anstrengend. Es stellt wohl einen Versuch dar, schnelle Schnitte und abgefahrene Kameraeinstellungen aus Filmen in Buchform zu bringen, Action und Intensität zu vermitteln, wirkt aber dabei wie die Handcam aus Blairwitch Project – aufgesetzt und nervig. Schöne Sätze oder lyrische Lichtmomente sucht man im Witcher vergebens. Das passt zwar besser zur rauen Realität der Buchwelt als blumige Sprache, ist aber hier so dilettantisch, dass man einfach das Gefühl hat, hier schreibt jemand sein erstes Buch und das Lektorat fiel aus Zeitgründen aus. Dafür ist die Anzahl der Druckfehler überraschend niedrig für neuere Taschenbücher, auch keine Selbstverständlichkeit.

      Das Zitat am Anfang des Artikels zeigt sofort die sprachlichen Schwächen des Autors. Wer das liest und es gleich dreimal lesen muss, um den eigentlichen Sinn des Erzählten zu begreifen, versteht was mein Problem hier ist:

      „Die Hexer erscheinen wie üblich unerwartet, wie üblich lautlos, wie üblich wer weiß woher. Sie standen vor ihr, groß, braun gebrannt, die Arme vor der Brust verschränkt, das Körpergewicht auf den linken Fuß verlagert, in einer Haltung, aus der heraus sie, wie sie wusste, im Bruchteil einer Sekunde angreifen konnten.“

      Wiederholungen, angerissene Halbsätze, kompliziert verschachtelt. Erklärung, Erklärung, Erklärung und unterm Strich nur unnützes Gefasel, dass aufzeigen soll, wie beeindruckend und allseits gefährlich Hexer sind. Solche Sätze und Abschnitte ziehen sich durch alle Bücher und verhageln mir als Leser die Immersion.

      Klingt halt nach ungeübtem Erstautor, was ja kein Frevel ist, aber leider der Gesamtwirkung der Reihe extrem schadet. Damit verbleibt es bei 08/15 Kost und ist leider keine herausragende Saga, die man gelesen haben muss. Da empfehle ich schon fast eher die netflix Serie, die alles hier erwähnte genauso macht.

      1. Drea sagt:

        Hey 🙂

        erst einmal wirklich großen Dank für diesen sehr ausführlichen Kommentar. Ich freu mich immer, so ausführlich Meinungen zu den Büchern zu lesen, zumal es bei Witcher ja doch sehr kontrovers zugehen kann :).

        Dennoch würde ich den Autor nicht unbedingt als „ungeübten Erstautor“ bezeichnen, da er sich – so wie ich das im Gefühl hatte – sehr an einer älteren Sprache bedient hat. Aber das kann am Ende auch einfach an der Übersetzung liegen. Denn damit geht leider oft auch viel Substanz in der Muttersprache verloren. Das können wir natürlich nicht navollziehen. Aber ich gebe dir recht, der Weltenaufbau und der Ablauf der Geschichte sind an einigen Stellen doch sehr holprig, bis es dann zur eigentlichen Geschichte kommt. Das ging mir vor allem im dritten Teil so. Da hatte ich einen sehr starken Hänger, weil es für mich da einfach nicht voran ging.

        Ich finde aber, dass im Buch immer wieder überraschende Twists in der Handlung dazu geführt haben, dass die Reihe insgesamt doch recht spannend war. Von einem Talent des Autor zeugt es auch, dass viele dieser Wendungen von längerer Hand geplant sind und immer wieder auch in die Handlung eingestreut wurden. Auch ich kam mit dem Schreibstil zwischendurch überhaupt nicht klar, weil er eben sehr langsam erzählt. Aber ich kann zB auch Autoren wie Tolkien nichts abgewinnen, weil dieser für mich den Begriff „Weltenaufbau“ in eine Richtung lenkt, der nicht mehr angenehm ist. Das ist einfach Geschmackssache 🙂 Dennoch kann ich hier auch noch einmal wiederholen, was ganz am Ende in meinem Fazit steht: In Dame von See merkt man als Leser, er kann auch in einem schnelleren und besseren Stil schreiben und da frage ich mich bis heute, wieso er das nicht bereits von Anfang an getan hat 😀

        Dennoch finde ich, ist die Netflix Serie nicht ausreichend, um die gesamte Dimension der Witcher Reihe zu greifen, zumal sich die Netflix Serie erst einmal nur auf die Kurzgeschichten fokussiert und damit zum größten Teil die Vorgeschichte zu dieser Reihe erzählt. Doch auch hier finde ich, ist Netflix nicht unfehlbar, denn die Geschichten und der Zusammehang der einzelnen Charaktere begreift man auch erst richtig, wenn man sich mit der Reihe bereits auseinander gesetzt hat. Mir hat die Adaption der Reihe bisher gut gefallen und bin gespannt, wie sie es mit der Geralt-Saga meistern. Wie du schon sagst, vieles ist hier in Schlaglichter unterteilt und vielleicht schafft die Serie es, diese zu greifen und visuell sehr gut darzustellen 🙂

        Liebe Grüße

        Andrea

      2. Hallo Corumeach,

        ich finde dass Rittersporn sehr gut in dem ist was er macht. Er ist wie der Esel aus Shrek und in seiner Aufgabe ziemlich Unterhaltsam. Besonders in den Kurzgeschichten macht er diese Aufgabe sehr gut. Er ist so ziemlich in den Büchern sogar um einiges interessanter als in den Spielen. Er versteht Geralt wie einen Bruder.

        Über die Kultur sollte stärker die Wurzeln des Buches beworben werden. Das Buch baut keine Kultur auf, die erzählt werden soll. Es bezieht sich auf slawische Dinge, verhöhnt diese auch und schreibt mit einer Arroganz über den damaligen Zustand nach der UDSSR. Außer, dass Witcher in einem Mittelalter spielt, indem Rassismus, konservatismus und dem Sinn im lieben parodisch vorgeführt wird.
        Eine Sache, die die Netflix Serie nicht geschafft hat einzufügen.

        Die Personen in den Geschichten, allen voran der Kurzgeschichten, zeigen sehr schnell, dass es eine klassische Mittelalterkultur ist in der Fantasiewesen reingeworfen wurden. Diverse Orte, wie in Schwert der Vorsehung erhalten sogar eigene Kulturen und Unterschiede zu anderen Königreiche.
        Eine Sache die Tolkien weitaus übertrieben hat. Tolkiens Geschichten lassen sich nicht lesen, ohne den Wunsch zu hegen, einige Zeilen zu überspringen. Viel zu viele Informationen über ellenlange Diskussionen, die nicht auf den Punkt kommen. Das man dann ein ganzes Silmarillion, eine plumpe Bibel der Tolkien Welt, braucht, zeigt, dass Einfachheit unterhaltsamer sein kann. Genauso kann ich gerne mal auf „lyrische“ Sätze verzichten, die nach einem aufgesetzten Dungeon und Dragons Marathon wirken. Geschmackssache wahrscheinlich. Denn lyrische Sätze haben in einer Welt wie dieser nichts zu suchen. Das passt eher zu Tolkien.

        Die damaligen 90er Jahre waren voller langweiliger Helden wie Conan der Barbar, weshalb Geralt die Abwechslung war die man brauchte. Genauso liest es sich noch heute. Kein Heldenkomplex, sondern ein eigener Moralkodex. Die Spiele haben das Niveau von Sapkowski versucht abzukupfern, schaffen es aber nicht auf sein Niveau. CDPR hat vieles vereinfacht dargestellt, was Witcher ausmacht. Das du hier einen Autor, der in seiner Freizeit ein Buch schreibst, als diletantisch beleidigst, ist auch eine Beleidigung für jeden Nachwuchsschreiber und Leser der Bücher.
        Den Satz, den du aus dem Buch zitierst gefällt mir eigentlich ganz gut. Ich mag lange Verschachtelungen.

        Der Autor kann hier tatsächlich beides.
        Zitat aus „Der Hexer“
        Später hieß es, der Mann sei aus dem Norden vomSeilertor her gekommen. Er ging zu Fuß und führtedas aufgezäumte Pferd am Zügel. Es war spät am Nach-mittag, und die Buden der Seiler und Riemenschneiderwaren schon geschlossen, die Gasse leer. Es war warm,der Mann aber hatte sich einen schwarzen Mantel überdie Schultern geworfen. Er erregte Aufmerksamkeit.Vor dem Gasthaus »Zum Alten Narakort« hielt er inne,blieb eine Weile stehen und lauschte dem Stimmengewirr.Wie um diese Zeit üblich, war das Gasthaus voller Leute.Der Unbekannte ging nicht in den »Alten Narakort«. Erzog das Pferd weiter, die Gasse hinab. Dort befand sicheine andere, kleinere Schenke, sie hieß »Zum Fuchs«. Da-rin war es leer. Die Schenke hatte nicht den besten Ruf.Der Wirt reckte den Kopf hinter einem Fass mit saurenGurken hervor und musterte den Gast. Der Fremde,noch immer im Mantel, stand steif am Schanktisch, ohneeine Bewegung, und schwieg.»Was soll’s sein?«»Bier«, sagte der Unbekannte. Er hatte eine unange-nehme Stimme.Der Wirt wischte sich die Hände an der Leinenschürzeab und füllte einen abgenutzten Tonkrug.

        Zitat aus „Die Stimme der Vernunft 1“
        och gerade dieses win-zige, kaum hörbare Rascheln war es, das den Hexerweckte oder vielleicht auch nur aus dem Halbschlaf riss,in dem er sich monoton wiegte wie in einer bodenlosenTiefe, in der Schwebe zwischen dem Grunde und der Oberfläche einer ruhigen See, inmitten sacht wogenderStränge von Tang.

        Leider lese ich auch immer wieder, dass vieles im Original besser klingt. Aber im deutschen gefällt mir diese Wortwahl schon ganz gut.

        Ob man also die Netflix Serie lieber sehen sollte,
        hätte ich zwar in einem Beitrag verfasst, leider fehlt mir hierzu die Zeit 🙂

        Viele liebe Grüße
        Julian

  2. Die langsame Entwicklung hat mich auch super gestört. Ich bin absoluter Fan der Spiele und fand die Stimmung gut eingefangen, aber man hatte teilweise das Gefühl, dass der Autor nicht genau wusste, wohin er will.
    Tolle Rezension. 🙂
    Grüße, Katharina

    1. Drea sagt:

      Hey,

      ja das stimmt leider. Ich fand die Spiele auch super und hoffe so sehr, dass die Serie am Ende gut wird.

      Liebe Grüße

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