„Das Phantom schob die Lumpen beiseite, die über die niedrige Türöffnung hingen. Er zog den Kopf ein und betrat ein schäbiges Zimmer. Mit seiner Polizei-Karbidlaterne leuchtete er in die Ecken des Raums. Plötzlich schien es, als ob eine Gruppe von Schatten an den Wänden in einen wilden Tanz ausbrächen.“ (aus der Sicht vom Phantom)
Ian Beck – Pastworld, S.68, Loewe.
Pastworld ist der Vergnügungspark der Zukunft! Außerhalb ist das Jahr 2048, innerhalb das viktorianische London. Die Menschen leben und arbeiten in dem Park, wissen aber von der Außenwelt. Sie haben sich für das Leben in Armut und Schmutz entschieden. Täglich kommen reiche Menschen mit dem Luftschiff an, um sich die Welt dort anzuschauen, hautnah und authentisch mitzuerleben. Doch diese tolle, viktorianische Welt ist bedroht vom sogenannten Phantom, das nachts Menschen umbringt und an bekannten Orten in Pastworld drapiert.
Wer ist das Phantom? Und was will es? Diese Fragen will der Polizist Catchpole nachgehen.
Pastworld stand bei mir schon wirklich lange im Schrank. Ich habe es mal von meiner Schwester vererbt bekommen. Sie hat es nie zuende gelesen, weil ihr der Erzählstil zu durcheinander war. Mich hat das Cover sofort angesprochen und die Geschichte fand ich auch sehr spannend.
Der Beginn vom Buch hat mich direkt in die Welt von Pastworld mitgenommen. Schon das Vorwort ist nicht – wie üblich – vom Autor, sondern vom lyrischen Ich, dass die Geschichte der Nachwelt erzählt. Und dann beginnt die Geschichte auch schon mit dem Bösewicht der Geschichte: Dem Phantom. Der Leser wird in die Geschichte geschubst und hat erst einmal absolut keine Ahnung, wieso genau diese erste Szene der Anfang ist. Dennoch nimmt einen die Szene schon mit in die Welt von Pastworld, die von da aus immer weitergesponnen wird.
Kurz nachdem Phantom lernt man den Polizisten Catchpole kennen, der außerhalb von Pastworld lebt und sich über jedem Besuch in der Fiktiven Stadt freut. Der Leser lernt Eve kennen, ein Mädchen, das von vornherein geheimnisvoll erscheint und ich erst einmal gar nicht so richtig wusste, ob sie jetzt ein Mensch ist oder eine Maschine. Immerhin ist außerhalb von Pastworld 2048.
„In unserem Dachzimmer verbringe ich meine Tage ruhig und gleichmmäßig. Ich finde es merkwürdig, dass ich niemals die Erlaubnis bekomme, allein auszugehen. Ich darf immer nur mit dem armen furchtsamen Jack vor die Tür.“ (aus Eves Sicht)
Ian Beck – Pastworld, S.21, Loewe.
Kurz darauf werden noch Lucius und Caleb Brown eingeführt, die die ganze Geschichte dann auch erst richtig ins Rollen bringen. Nebenbei spielt immer wieder das Phantom und seine Handlanger, die sogenannten „zerlumpten Männer“ natürlich eine große Rolle, die die Geschichte auch richtig voran bringt.
Demnach spielen in der Geschichte wirklich viele Charaktere mit, die alle zwischendurch auch ihre eigenen kurzen Kapitel bekommen, die immer irgendwo in Pastworld zur selben Zeit agieren und teilweise miteinander verwoben sind.
Am Anfang von dem Buch ist das eigentlich noch klar ersichtlich, wer jetzt wo ist, mit wem und wieso. Später aber – und vor allem zum Finale hin – fand ich das ganze doch eher chaotisch als durchschaubar.
Auch der Schreibstil von Ian Beck nimmt ab. Am Anfang ist er richtig gut, super anschaulich und klar. Später im Buch sind die Dialoge irgendwie lächerlich, es macht teilweise vieles keinen Sinn mehr und irgendwie war für mich die Geschichte am Ende nicht mehr ganz so schlüssig. Hier hätte vielleicht ein zweites Buch Sinn gemacht, damit nicht die gesamte Geschichte, die eigentlich eine echt tolle Idee ist, in ein Buch gequetscht werden müssen.
Insgesamt eine durchwachsene Geschichte, mit ihren Höhen und Tiefen. Leider am Ende enttäuschend!
Ian Beck | Pastworld
01.06.2010 | 393 Seiten
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