Köln 1955: Helga und ihr Bruder Jürgen wohnen nach dem Krieg endlich wieder bei ihrem Vater. Ihr Vater baut sich eine neue Existenz mit seinem Büdchen auf, Jürgen beginnt bei Ford und Helga möchte eigentlich aufs Gymansium aus. Doch sie muss auf die Hauswirtschaftsschule, um sich auf ihr Leben als Hausfrau vorzubereiten. Als sie in einem Kinderheim beginnt zu arbeiten, ist sie geschockt, welche Zustände dort herrschen.
Helga möchte diese Zustände ändern, doch ihr werden mehr Steine in den Weg gelegt, als sie hoffte.
Vorweg: Ich habe das Trümmermädchen nie gelesen, kannte es aber natürlich vom Namen her bereits Also steige ich mit dem Findelmädchen ganz neu bei der Autorin ein. Und eigentlich bin ich auch gar nicht der Mensch für historische Romane. Ich hab zwar Germanistik und Geschichte studiert, bin aber gar nicht so super in diese Art von Bücher interessiert. Aber ihr wisst auch: Ich liebe es aus meiner Komfortzone auch mal raus zu lesen, wenn ich dazu Lust habe und beim Findelmädchen hatte ich große Lust.
Mir hat es sehr gut gefallen, dass wir als Leser nicht an dem Punkt einsteigen, an dem die Protagonistin ihren Vater in Köln wieder trifft, sondern direkt nach dem Krieg. Wir erfahren wie verwüstet und kaputt die Städte sind und wie es den Menschen damals geht. Wir werden mitgenommen in eine Zeit, in der weder Kinder noch Mütter oder Väter wissen, was mit ihren Familien passiert ist. Leben ihre Kinder noch? Leben die Eltern noch? Wo sind sie untergekommen? Das alles ist sehr spannend und auch Helga und ihr Bruder stellen sich diese Fragen, bis sie herausfinden, dass ihr Vater in Köln wohnt.
Was mit an Helga sehr gut gefallen hat war, dass sie trotz des Krieges ein sehr toughes Mädchen ist. Sie hat große Ziele, die sie in Köln verwirklichen will. Merkt aber leider auch sehr schnell, dass das gar nicht so einfach ist, wie sie sich das wünscht. Als sie schließlich ein Praktikum im Kinderheim beginnt und dort mitbekommt, wie die Zustände rund um die Kinder sind, will sie die Zustände ändern. Doch das kann sie nicht, denn es interessiert einfach niemanden.
Ich finde es generell sehr krass, wie die Zustände geschildert werden, was eindeutig daher kommt, dass die Autorin vorab mit ehemaligen Waisenkindern gesprochen hat, die genau dieses Schicksal, teilweise auch in dem beschriebenen Waisenhaus durchgemacht haben. Ich mochte generell sehr gerne am Findelmädchen, dass der Schreibstil sehr gut und spannend war. Der Roman erzählt die Geschichte recht fix, was mir auch gut gefallen hat, weil es so nicht zu langweiligen Stellen kommt .
Insgesamt hat mir das Findelmädchen ganz gut gefallen Ich fand es recht spannend und es hat Spaß gemacht zu lesen.
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Lily Bernstein | Das Findelmädchen
28. Juli 2022 | 592 Seiten
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Leseprobe | Findelmädchen
