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Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep | H.G. Perry | Rezension

Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep Rezension

„Um vier Uhr morgens riss mich der Anruf meines jüngeren Bruders aus dem Schlaf. Er klang außer Atem, wie in Panik. Dieser ganz bestimmte Unterton, den ich nur allzu gut kannte, lag in seiner Stimme.

‚Uriah Heep läuft im neunten Stock frei herum‘, sagte er. ‚Und ich erwische ihn nicht.‘“

H.G. Perry – Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep, S.7, Heyne.

Unbezahlte Kooperation mit der Buchhandlung Weber

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Charley Sutherland kann schon sein Leben lang Figuren aus Büchern herauslesen, doch sein Bruder Rob ist derjenige, der Charly immer wieder unter die Arme greifen muss, damit er nicht auffliegt. Als eines Nachts Uriah Heep, der Schurke aus Charles Dickens „David Copperfield“ auftaucht, schrillen bei Rob alle Alarmglocken. Als dann auch noch wenig später der Hund der Baskervilles ihn und seinen Bruder bedroht, ist klar, dass irgendjemand es auf Charley abgesehen hat. Aber wer und wieso?

header meinung

Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep klang für mich richtig spannend, aber ich muss mir langsam merken, dass ich die Hände von Büchern lassen muss, die ein bisschen Fantasy versprechen und „Roman“ auf dem Cover stehen haben. Diese Mischung und ich werden einfach keine Freunde mehr.

Begonnen hat das Buch sehr interessant. Als Leser wird man direkt in die Geschichte geworfen: Der Englischprofessor Charlie ruft seinen Bruder Robert panisch an und braucht seine Hilfe. Er hat den Bösewicht aus Charles Dickens‘ David Copperfield auf seinem Buch gelesen und kommt mit ihm nicht klar, denn er ist einer der ersten Charaktere, der ihn bedroht. Nun, Robert hilft seinem kleinen Bruder widerwillig und legt ihm ans Herz damit aufzuhören, denn in diesem Fall kommen die beiden gerade so davon. Aber Uriah warnt die beiden vor „einer neuen Weltordnung“. Dadurch geraten sie in ein Abenteuer, dass großes Potential gehabt hätte.

„‘Du kannst nicht ständig seine Probleme für ihn lösen. Er ist sechsundzwanzig.‘ ‚Ich weiß.‘ Lydia hatte recht. Charley musste lernen, alleine mir diesen Dingen zurechtzukommen.

Aber Uriah Heep. Ich hatte nie etwas von Dickens gelesen, aber ich hatte so eine Art Instinkt für den Namen entwickelt, und dieser hier klang gar nicht gut.“

H.G. Perry – Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep, S.9, Heyne.

Wie gesagt, dieser Auftakt war wirklich gut, doch danach ging es leider langweilig weiter. Die Geschichte begann eher so vor sich hin zu dröppeln, es wurden immer nur kleine Handlungsbrocken benannt, es wurde viel diskutiert und rumgesucht, aber irgendwie kamen die Figuren nie wirklich zum Punkt. Es wurde von der Autorin oft und viel ins Detail gegangen, indem z.B. die Umgebung detailliert beschrieben wurde. So etwas langweilt mich leider schnell, weil mir kleine Details rund um die Umgebung reichen, um zu verstehen, wo die Figuren sich gerade aufhalten.

Die Idee, Charaktere aus Büchern zu lesen, war nicht neu, aber hier eigentlich gut durchdacht. Charlie konnte die Figuren einfach wieder zurücklesen, die Figuren sind immer durch seine Interpretation gefärbt und erinnern sich an das letzte herauslesen, was sehr seeehr oft am Beispiel von Sherlock Holmes benannt wurde. Doch als die beiden dann die Straße voll mit all den Figuren, die nach und nach von dem fremden Leser bzw. von anderen Menschen aus den Büchern gelesen wurde, gefunden haben, wollte ich diese Gabe auch haben. Die Anspielungen und die Verhaltensweisen der Figuren waren z.T. out of Character wegen diesen Färbungen und das mochte ich sehr.

„Mit acht Monaten begann Charley zu sprechen. Richtig zu sprechen. Falls er je auf das gewöhnliche Eltern-Baby-Gebrabbel angewiesen gewesen sein sollte, merkten wir nichts davon. Er brachte sich alles selbst bei, in seinem Kopf, ohne jede Hilfe von uns.“

H.G. Perry – Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep, S.22, Heyne.

Charlie und Robert sind auch spannende Hauptfiguren. Schon auf den ersten Seiten wird klar, dass Robert seinen kleinen Bruder liebt, gleichzeitig ihn verflucht, weil es sich in seinem Leben immer um Charlie gedreht hat. Dennoch hilft er ihm, sobald er ihn ruft und will ihn auch beschützen. Denn Charlie ist etwas tüddelig, verwirrt und sehr naiv, gleichzeitig auch noch hochbegabt, was natürlich eine schwierige Situation darstellt. Seine Neugierde bringt die beiden noch öfter in Gefahr, als es hätte sein müssen.

Der Schreibstil war mir etwas zu langatmig, ebenso wie die Geschichte im generellen. Man hätte hier eine wunderbare 350 bis 400 Seiten Geschichte draus machen können, die umso rasanter gewesen wäre, hätte man große Stücke gekürzt. Mir waren vor allem die Details viel zu tief beschrieben und alles wirkte irgendwann nur noch „zu viel“.

Header Fazit

Insgesamt ist die unglaubliche Flucht des Uriah Heep einfach zu lang und macht irgendwann keinen Spaß mehr, weil der Schreibstil sehr detailliert ist. Für diejenigen, die solche Schreibstile und einen langsamen Aufbau mögen, wäre das Buch allerdings gut.


H.G. Perry | The unlikely Escape of Uriah Heep

13. April 2020 | 608 Seiten

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Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep | Leseprobe

(2) Kommentare

  1. Hallo Andrea,

    danke für die aufschlussreiche Rezi. Nur eine Sache: Müsste es beim Fazit nicht „keinen“ heißen?

    Liebe Grüße
    Jay von „Bücher wie Sterne“

    1. Drea sagt:

      Hallo Jay,

      vielen Dank 🙂 Den fehler korrigiere ich direkt 😉

      Liebe Grüße
      Andrea

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