Vielen Dank an Goldmann für das Rezensionsexemplar
„Ishbel konnte ihr Auto nicht finden. Beinahe wäre sie auf der Treppe ausgerutscht und hätte sich den hals gebrochen, und als sie über das Kopfsteinpflaster im innenhof lief, verlor sie fast einen ihrer High Heels. Sie wusste nicht mal, wohin sie fahren musste, aber wtas in ihr sagte ihr, sie soll keine Zeit verlieren.“
Todesschweigen – Claire Askew, Goldmann, S.90.
Ryan Summers erschießt mehrere Mädchen während eines Amoklaufes am Three Rivers College. Danach erschießt er sich selbst und viele Fragen bleiben offen.
Warum hat er das getan?
Wieso sind nur Frauen auf der Abschussliste gewesen?
Diese Fragen versucht DI Birch zu beantworten mit Hilfe der Mutter und der Hinterbliebenen der Opfer. Doch kann sie die Motive von Ryan wirklich aufklären?
Das Thema von diesem Kriminalroman ist kein einfaches. Es geht um den Amoklauf an einer Uni und obwohl mich das Buch eben auch genau wegen des Themas angesprochen hat, tat ich mich zunächst schwer es in die Hand zu nehmen. Wahrscheinlich lag es an der Weihnachtsleseflaute und hatte damit zu tun, dass ich mich in diesem Semester schon mit vielen Kriminalromanen beschäftigt hatte und demnach hoffte, dass dieser mir Abwechselung bieten würde. Aber eines Tages hatte ich so eine Lust ihn anzufangen und habe ihn dann schon fast weggeatmet.
Die Geschichte beginnt nicht mit dem Amoklauf, sondern mit der Vorstellung von drei Frauen, die im Laufe des Romans im Vordergrund stehen werden: DI Birch, Ishbel und Moira. Moira und Ishbel sind zwei Mütter, die während des Amoklaufes ihr Kind verlieren. Moira ihren Sohn, der auch noch den Amoklauf initiiert und Ishbel ihre Tochter Abigail.
Moira wird von ihren Schuldgefühlen geplagt und der ständigen Frage nach dem Warum. Sie kann ihren Sohn nicht verstehen und zweifelt sogar an ihren mütterlichen Instinkten.
„Bei dem Anblick, der sich bot, war ein Untersuchungsausschuss der Regierung so gut wie vorprogrammiert. Die Studierenden liefen aus dem Gebäude, die meisten aus dem Foyer. Sie trampelten aufeinander herum wie Vieh, viele von ihnen schrien. Andere erschienen auf Feuertreppen und kamen aus Seitengängen, niemand dirigierte sie, sagte ihnen, wie sie sich verhalten sollten.“
Todesschweigen – Claire Askew, Goldmann, S.65
Ishbel ist wiederum in einer ganz anderen Position in der ganzen Konstellation. Sie hat sowieso schon eine nicht intakte Familie. Ihr Mann und sie sind schon länger entfremdet, mit ihrer Tochter streitet sie sich nur, doch als die ersten Berichte über den Amoklauf reinkommen, ist sie wie ausgewechselt und – so würde es wohl jedem ergehen – rast direkt zum Krankenhaus.
DI Birch hingegen ist die dritte und noch einmal komplett andere Position in dieser ganzen Konstellation. Es ist ihr erster Fall als DI und da bekommt sie direkt einen, der eigentlich von jedem bereits zum Scheitern verurteilt wird. Einfach ist es für sie nicht, den Fall zu lösen.
Die Geschichten der drei Frauen sind miteinander verknüpft und sie treffen sich natürlich immer mal wieder, vor allem DI Birch redet oft mit den Frauen. Gleichzeitig bekommt der Leser durchgehend die drei Perspektiven und somit auch die Innensicht der Frauen, wie sie nach allem leiden. Wie sie sich fühlen und wie sie damit klarkommen – oder nicht.
Mir hat das Buch wirklich gut gefallen. Das Thema ist mit genug Distanz und Respekt gegenüber Opfern solch einer Tragödie geschrieben, beschreibt jedoch sehr real die Probleme der Hinterbliebenen. Beginnend mit dem Hass auf Moira durch diese und die Medien, die Belagerung der Vorgärten durch die Medien und die damit schwierigere Arbeit für die Polizei. Das Ende fand ich gut und befriedigend.
Insgesamt ist Todesschweigen ein sehr guter Kriminalroman mit einem sehr schweren Stoff, der weder vereinfacht noch lapidar dargestellt wird. Der Roman erzählt in einer anständigen und analytischen Weise einen Amoklauf und die damit verknüpften Schicksale.
Claire Askew | All the Hidden Truths
14. August 2018 | 352 Seiten
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