Magische Welten

Märchenanspielungen im Witcheruniversum

Märchenanspielung im Witcheruniversum

In den Witcher Büchern schlägt sich Geralt hauptsächlich mit Ungeheuern und Monster rum. Manchmal ist das Monster auch menschlich und nicht immer sind die Ungeheuer böse. Tatsächlich nimmt der Autor Andrzej Sapkowski einige Anspielungen der Grimms Märchen und andere, wahre Begebenheiten in seiner Buchreihen mit auf. Ich meine hiermit nicht, daas wunderbare Märchenland, von dem in Dame von See die Rede ist: Toussaint, in dem die fahrenden Ritter auf Abenteuer gehen, der weltberühmte Weinbau die Landschaft durchzieht und eine wunderschöne Königin regiert. Wer die Kurzgeschichten der Hexer Geschichten gelesen hat, wird sicher die ein oder andere Anspielung gelesen haben.

Welche dieser Anspielungen aus Märchen und Co. erscheinen, möchte ich euch hier vorstellen. Geht davon aus, dass hier Spoiler der Kurzgeschichten mit dabei sind.

Die Schöne und das Biest

Die Kurzgeschichte Der letzte Wunsch ist in mehrere kleinen Geschichten aufgeteilt: Die Geschichte ein Körnchen Wahrheit (A Grain of Truth) basiert auf die Schöne und das Biest. Eine Volkssage aus Frankreich. In dieser Geschichte reist Geralt durch Murivel und findet zwei Leichen. Die beiden, ein Mann und eine Frau, sind nicht auf der Straße gegangen, sondern in einer Waldlichtung. Die Frau besaß eine Rose mit blauen Blütenblättern. Auf seinem Weg spürt Geralt, dass er von einem weißen Mädchen beobachtet wird. Als er weitergeht, kommt er an einem Gutshof an. Es ist alles verwildert, doch ein Rosenbusch mit blauen Blüten wächst dort. Eine sehr selten Rosenzucht. Ehe er die Rosen genauer betrachten kann, stürmt ein riesiges Monster auf ihn zu. Es ähnelt einem Menschen, mit Hörnern und einer riesigen Schnauze und abgewetzter Kleidung, sowie einem Gewand. Sein Aussehen erinnert an einen Bären. Es kommt zu keinem Kampf, denn Geralt ist nicht so furchtsam, wie die üblichen Menschen, die sich dort verirren. Das Ungeheuer bleibt stehen und schnell wird klar, dass dieses Monster ein Mensch ist, welcher verflucht wurde. Es stellt sich als Nivellen vor und lädt Geralt zum Essen ein. Neben seinem Aussehen hat Nivellen die Fähigkeit erlangt, den Gutshof vollständig kontrollieren zu können. Auch Essen kann er erscheinen lassen und das Haus formen, wie er möchte. Um sich vom Fluch zu befreien, hörte er von einer Frau namens Lenchen, die einen Frosch küsste, der sich in einen Prinzen verwandelte. Doch jede Frau, die er zu sich einlud, konnte den Fluch nicht brechen. Jedes Mädchen, das ein Jahr bei ihm verbrachte, liebte ihn nicht und so konnte der Fluch, wie Geralt ihm erklärte, nicht gebrochen werden. Nachdem Essen verabschiedete sich Geralt, doch ihn plagten Zweifel, denn Plötze, sein Pferd, verhält sich ängstlich. Wie sich herausstellt, war Nivellen nicht allein. Auf dem Springbrunnen steht die weiße Gestalt, die Geralt bereits zuvor beobachtet hat: Vereena. Ein Mädchen nackt und mit spitzen Zähnen, anmutig, blass und mit schwarzen Haaren. Sie singt betörend und Nivellen hat sich deshalb in sie verliebt. Doch sie greift Geralt an und es kommt zu einem Kampf. Ein Happy End gibt es nicht, denn Nivellen eilt herbei und tötet Vereena. Er verwandelt sich daraufhin zurück. Scheinbar war es wahre Liebe zwischen den beiden.

Schneewittchen

Das kleinere Übel ist ebenfalls eine Kurzgeschichte aus Der letzte Wunsch und auch hier gibt es eine Märchenanspielung. In der Geschichte gibt es den sogennannten Fluch der schwarzen Sonne. Eine Prophezeiung, nach der das mythische Wesen Lilith auf die Erde zurückkehren soll und ihren Untergang bringt. Ihrer Rückkehr gehen sechzig Jungfrauen voraus, die alles Prinzessinnen mit grausamen Zügen sind. Die Magier prüfen demnach immer am Tag der Sonnenfinsternis alle neugeborenen Prinzessinnen auf ein Zeichen dieses Fluchs. Teilweise wurden die Prinzessinnen sogar in Türme eingesperrt, woraus sich unter den Prinzen der Trend entwickelte, sie darauf wieder zu befreien. In keinen Turm eingesperrt war Renfri, die Tochter von Fredefalk, dem Herzog von Creyden. Ihre Geschichte fängt mit einer Stiefmutter an, die an diesen Fluch glaubt und sie loswerden will. Es wird auch erzählt, dass die Stiefmutter Aridea oft in einen Spiegel schaute und sich fragte „Wer ist die schönste im ganzen Land?“. Dabei handelte es sich um einen von Nehealenias Spiegeln und diese können die Zukunft voraussagen. Für Renfri hatte sie direkt einen Plan: Ein Jäger soll sie in den Wald bringen und töten. Doch der Jäger hatte mehr mit ihr vor, war gierig nach ihrer Schönheit. Renfri tötete den Jäger im Moment der Unaufmerksamkeit und floh. Ohne Unterkunft begann sie zu stehlen. In Mahakam lebte sie mit einer Bande von Gnomen, die sich „die sieben Gnome“ nannten. Eine Räuberbande die Kaufleute überfiel und ermordeten, statt in den Minen zu arbeiten. Renfri schwor Rache an den Zauberern und ihrer Stiefmutter, doch der Magier Stregobor konnte sie in einem Bergkristall einsperren. Renfri wurde von einem Prinzen gefunden, der befreite sie aus ihrem Gefängnis und lud sie in sein Königreich ein. Geralt trifft Stregobor in einem Zauberturm. Er schützt sich vor der befreiten Renfri. Hier endet das Märchen, denn Geralt muss sich entscheiden, was das geringere Übel ist.

Die kleine Meerjungfrau

Zuletzt gibt es auch eine Geschichte zur kleinen Meerjungfrau. Der Prinz Agloval möchte die Sirene Sh’eenez heiraten, aber nur solange sie auch einen magischen Trank trinkt, welcher ihre Flossen in menschliche Beine verwandelt. Sh’eenez stimmt der Aufforderung nicht zu und bietet ihm ein ähnliches Angebot an, bei dem der Prinz seiner Beine entsagen kann und mit ihr im Meer leben könnte. Algoval lehnt diese Idee ab. Darauffolgend fällt Rittersporn eine Ballade ein, die der kleinen Meerjungfrau aus Grimms Märchen gleicht. Später gibt sich Sh’eenez der Bitte Agloval hin und trinkt den Trank, um ein Mensch zu werden. Fortan lebt sie mit ihm am Land.

Die Dame vom See

Im Geralt Zyklus gibt es die Dame vom See. Im Buch ist es eine Zauberin, Nimue, die rausfinden möchte, was mit Ciri passiert ist. Auch Ciri wird kurz als diese Dame angesprochen, denn laut der Sage, gibt die Dame vom See einem jungen Ritter immer ein Schwert als Geschenk. Im Witcher Spiel ist es eine Nymphe, die von den Bewohnern vergöttert wird und sie dient als Orakel für Reisende. Auch sie gibt Geralt ein Schwert. Vielen belesenen dürfte diese Anspielung aus der Arthus Sage bekannt vorkommen. Denn dort heißt die Dame vom See, die unter vielen anderen Namen bekannt ist, ebenfalls Nimue. Sie schenkt Artus Excalibur.

Die Wilde Jagd

Und dann gibt es da noch die Wilde Jagd. Im Buch, aber auch im Spiel, sind sie wichtiger Bestandteil der Erzählung. Eigentlich ist die Wilde Jagd eine Volkssage aus Europa. Übernatürliche Jäger ziehen über den Himmel und haben – je nach europäischem Land – eine andere Bedeutung. Entweder gelten sie als Vorbote für Katastrophen wie Kriege, Dürren oder Krankheiten oder sie leiten den Tod desjenigen ein, der sie gesehen hat. In Skandinavien wird sie auch „Odings Jagd“ genannt. Bis in die Schweiz wurde diese Abwandlung verwendet. Der Anführer der wilden Jagd ist der Hassjäger oder Schimmelreiter. In Witcher ist die Wilde Jagd ähnlich konzipiert. Untote Reiter und Geister reiten durch das Land und kündigen Krieg an. Wohlmöglich Nilfgaards. Was hinter der Wilden Jagd steckt, wird weiterhin im Witcher spiel erläutert. Ob das Spiel etwas für euch ist, könnt ihr übrigens hier nachlesen.

Verschiedenste, kurze Erwähnungen von Märchen

In der Geschichte eine Frage des Preises werden nur ganz kurz zwei Märchen anzitiert. Einmal wird von Zivelina erzählt, die mit Hilfe eines Gnoms Namens „Rumpelstilskin“ zur Königin von Metinna wurde. Im Gegenzug versprach sie ihm ihr Erstgeborenes. Als sie das Versprechen nicht hielt, verscheuchte sie den Gnom, starb wenig später aber mit dem King an der Pest. Die zweite Geschichte ist von Hrobarik die Rede, der Geralt anheuern wollte, weil ein schönes Mädchen von einem Ball lief, aber ihren Glasschuh verloren hatte.

Auch die Rattenfänger werden erwähnt. In der Hexer Welt war es vor der Alchemie eine bedeutsame Aufgabe, Ratten mittels Flöten zu sammeln. Die Alchemie hat das Gift erfunden und den Job sinnlos gemacht.

In Ein Eissplitter kommt die Geschichte der Eiskönigin vor. Laut der elfischen Legenden gibt es eine Zauberin, eine Königin des Winters, die während der kalten Tage auf einem Schlitten mit zwei weißen Pferden durch die Schneestürme reitet. Während sie reist, fliegen kleine Eissplitter umher und wer einen davon in seinen Augen oder Herz bekommt, ist verloren.

In der letzte Wunsch findet Rittersporn eine Wunderlampe, die einen Genie befreit, welcher ihm drei Wünsche erfüllen kann.

In das Schwert der Vorsehung gibt es eine Nebengeschichte über Freixenet, der mal ein Kormoran war. Das Gerücht, dass Geralt ihn vom Fluch befreite, verbreitete sich sogar soweit, dass der Fluch insgesamt fünf Brüder und Freixenet betraf. Freixenet selbst besaß nie Brüder. Nicht ganz präzise, aber es könnte an „die sechs Schwäne“ angelehnt sein, indem die böse Stiefmutter sechs Brüder in Schwäne verwandelt und die Schwester versucht, den Fluch zu brechen.

Doch es gibt auch weniger bekannte Geschichten, mit denen Andrzej Sapkowski gespielt hat.

Die Sage, wie Krakau entstanden ist

Weniger bekannt ist das polnische Märchen, das in die Grenze des Möglichen zu lesen ist. In dieser Sage gibt es einen bösen Drachen, der die Bevölkerung tötet und beraubt. Besonders Jungfrauen fand er schmackhaft. Er versteckt aber auch eine Prinzessin in seiner Höhle, die jeder Befreien möchte. Es gibt viele Krieger, die im Kampf gegen den Drachen fielen. Ein Schuhmacher aber schafft es ihn zu besiegen: Er füllte ein Schaf mit Schwefel und legte es vor die Drachenhöhle. Als der Drache das Schaf frisst, wird er so durstig, dass er trinkt bis er platzt. So heiratete der Schuhmacher die Prinzessin und gründete die Stadt Krakau.

Eine weitere Erzählung aus der Kurzgeschichte Frage des Preises ist aus dem Grimms Märchen „Hans mein Igel“. In der Geschichte rettet ein Halb-Mensch-Halb-Igel zwei Könige mit dem Gesetz der Überraschung. Beide Könige treffen auf die Prinzessin zuhause an. Der erste König versucht den Igel zu betrügen. Als Rache verletzt der Igel die Prinzessin mit seinem Stachel. Der zweite König ist ehrlich und verspricht Hans, dem Igel, seine Tochter, woraufhin er zu einem schönen Mann wird.

Märchen im Witcher Spiel

Die Entwickler der Witcher Spiele haben sich auch andere Märchen herangezogen und den Trend fortgeführt. Dort gibt es unter anderem Anspielungen auf Cinderella, Rotkäppchen und die sieben Zwerge. Auf der Insel des Nebels findet man 4 Zwerge, die 3 andere Zwerge suchen, nachdem eine Frau in einem magischen Schlaf gefallen ist. In einer Quest mit Keira Metz verwandelt sie Mäuse in Pferde und in einem der ersten Quests folgt man einer Süßigkeiten Spur zu einem Waisenhaus im Sumpf, eines der Kinder heißt Grelka. Cinderella ist auch in der Witcher Welt als Märchen vorhanden, basiert aber auf einer wahren Begebenheit. Eine Prinzessin namens Cendrella wurde dabei von einem Monster gefressen und nur der Schuh blieb übrig.

Ich hoffe euch hat die Auflistung gefallen. Gibt es noch weitere Anspielungen, die man vielleicht entdecken kann? Wie gefallen euch die Anspielungen, die sich der Autor hier ausdenkt? Zu viel übernommen oder eine witzige Idee? Schreibt es gerne in die Kommentare.

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