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Last Night at the Telegraph Club | Malinda Lo | Rezension

Rezension von Last night at the Telegraph Club von Malinda Lo

Übersetzt von Beate Schäfer

‚Ich will nicht mit ihm tanzen und ich möchte auch nicht, dass du mit ihm über mich redest‘, sagte Lily kühl. ‚ Und was Kath angeht: Mit ihr ist nichts verkehrt.‘

‚Kath?‘ Shirley klang fast höhnisch. ‚Merkst du nicht, wie sich das anhört? Willst du denn wirklich, dass die anderen denken, du wärst mit ihr befreundet?‘

Malinda Lo – Last night at the Telegraph Club, S.124, dtv.
header inhalt

Lily wächst in der chinesischen Community in San Francisco auf. Als sie sich in der Schule mit Kathleen anfreundet, wird ihr bewusst, dass sie anders ist als ihre Freundinnen und Mitschülerinnen. Eines Nachts besuchen die beiden Mädchen den Telegraph Club, in dem Lily in eine völlig neue und fremde Welt eintaucht. Langsam begreift sie, dass sie mehr als nur Freundschaft von Kathleen möchte. Allerdings gibt es einen Harken: Sie lebt im Amerika der 50er Jahre, in denen Homosexualität verboten ist und mit schweren Folgen bestraft werden kann…

header meinung

‚Last Night at the Telegraph Club‘ hatte ich eher durch Zufall auf meiner Liste. Ich fand zu erst das Cover wunderschön und am Ende hat mich der Klappentext dann auch so überzeugt, dass ich mir das Buch unbedingt bei der Buchmesse mitnehmen musste und bereut habe ich nichts!

Der Erzählstil ist sehr langsam, was ich allerdings realistisch fand und was mich gar nicht gestört hat. Denn das passt sehr gut zu Lilys Geschichte. Lily ist ein asiatisches Teenie Mädchen, das in China Town in den 50er Jahren aufwächst und das passt sehr gut, denn so langsam wie alles verläuft, so begreift sie auch ihre Sexualität. Also geht beides irgendwie in Hand in Hand. Ich mochte Lily als Charakter sehr gerne. Sie mag die Raumfahrt, träumt von etwas ganz großem und ist eigentlich eine gehorsame Tochter. Auch wenn ihr ihre Familie oft auf die Nerven geht, hab ich schnell gemerkt, dass sie ihre Familie dennoch über alles liebt und niemanden irgendwie in Gefahr oder Verlegenheit bringen möchte. Nun, doch als sie Kath kennenlernt, beginnt Lily ein wenig in ihrer rebellische Phase zu kommen. Denn sie schleicht sich nachts heimlich raus, um mit Kath gemeinsam in den Telegraph Club zu gehen und dort endlich Tommy zu sehen.

Und bevor Lily sich zurückdrehen konnte, steckte Kath die Hände aus, fasste Lilys Hüften und schob sie sanft zur Bahn hin. Die Berührung dauerte kaum eine Sekunde, aber durch den Stoff ihres Rocks spürte Lily Kaths Hand, als würde sie Funken schlagen.

Malinda Lo – Last Night at the Telegraph Club, S.130-131, dtv.

Lily hat schon immer heimlich Bilder von Männerimitatorinen gesammelt, weil sie diese Frauen immer faszinierend fand. Im Laufe der Geschichte habe ich auch gemerkt, dass sich Lily immer anders gefühlt hat. Sie mag keine Jungs, findet die Vorstellungen mit ihnen zum Ball zu gehen irgendwie komisch und ecklig. Doch sie kann mit keinem darüber reden – schließlich sind es die 1950er Jahre und eine andere Sexualität ist verboten. Deshalb merkt man so richtig, wie Lily aufblüht, als sie mit Kath regelmäßig in den Telegraph Club geht. Sie wächst an den Lebensstilen, die sie dort zu Gesicht bekommt, ebenso wie an den Geschichten die sie zu hören bekommt und die ganzen Freundschaften, die sie dort eingeht.

Das einzige, was ich ganz schlimm fand, war Lily Freundschaft zu Shirley. Angeblich Lilys beste Freundin, doch eigentlich will sie Lily nur immer irgendwo hindrängen. Sie versucht Lily in die vorgegebene gesellschaftliche Rolle zu drücken und das mit aller Gewalt. Sie setzt Lily teilweise unter Druck, was mir nicht gut gefallen hat. Ich fand es daher auch absolut nicht schlimm, dass Shirley im zweiten Teil von ‚Last Night at the Telegraph Club‘ auch gar nicht mehr so oft vorkommt.

Kath war ebenfalls ein toller Charakter, der im Laufe der Zeit in Lily Welt viel Zeit und Platz einnimmt. Am Anfang ist sie noch etwas schüchtern und tastet Lily ein bisschen ab, aber ab dem Zeitpunkt, an dem sie ihre Neigung bemerkt, wird sie viel offener, denn Kath ist nicht nur eine Freundin von Lily, sondern wird ihre erste feste Beziehung, was einfach richtig schön ist. Sie akzeptiert Lily so wie sie ist und unterstützt Lily in ihren Träumereien und Zielen im Leben. Leider bekommt man von Kath nur ein paar Daten rund um ihre Familie mit. Aber irgendwie auch klar, schließlich geht es um Lily.

Sie hielt die Anzeige ins Licht ihrer Nachttischlampe. Das Bild war ihr so vertraut, dass sie nicht extra hinschauen musste, um zu wissen, wie Tommy aussah, aber sie betrachtete es trotzdem gerne. Sie mochte das Gefühl das es in ihr auslöste: ein Zeichen tief in ihrem Inneren, dazu eine Art von Wiedererkennen und ein Funke Hoffnung.

Malinda Lo – Last Night at the Telegraph Club, S.139, dtv.

Die Geschichte bekommt aber noch eine weitere Dimension, nämlich dass sie in teilweise richtige Ereignisse eingebunden ist. Aufstände, Verhaftungen, etc werden thematisiert. Schön fand ich auch, dass man zusätzlich noch ein bisschen die Geschichte von den Eltern und Lilys Tante mitbekommt. So habe ich auch ein viel besseres Bild von den Motiven der einzelnen Personen bekommen. Und das Beste dabei: Das Buch wird dadurch nicht wirklich dicker und es lockert den langsamen Erzählstil einfach auf.

Das einzige, was mir an dem Buch nicht gefallen hat, ist, dass ein Konflikt, der relativ am Anfang aufgemacht wird, einfach nicht mehr aufgenommen wird. Lily thematisiert ihn zwar noch einmal kurz, aber welche Konsequenzen das hat und wie es den involvierten Figuren geht, ist nicht mehr klar. Vor allem weil einige Figuren in Lilys Umfeld unmittelbar davon betroffen waren. Sehr schade!

Normalerweise empfehle ich das Nachwort nie, aber in dem Fall, muss man es einfach lesen! Das Nachwort gibt so viel mehr Kontext zu den Ereignissen, zu dem, was in Chinatown der 1950er Jahre los war und zu Malinda Lo’s Recherchen zu dem Buch.

Header Fazit

Last Night at the Telegraph Club war ein wirklich tolles Buch, das riesigen Spaß gemacht hat zu lesen! Marlinda Lo erzählt die Geschichte von Lily und Kath so schön langsam und nachvollziehbar, dass man das Gefühl hat, mittendrin zu stecken.


Malinda Lo | Last Night at the Telegraph Club

19. Februar 2021 | 400 Seiten


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Last Night at the Telegraph Club | Leseprobe

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