Rezensionsexemplar
Ich hatte damals ein paar Tränen vergossen und Edie dann losgelassen, die ganze Tragödie verdrängt, damit die Zeit davor von dem Ereignis unberührt bleibt.
Andrea Bartz, Flashback, Heyne, S.19.
Vor 10 Jahren feierte eine Gruppe junger Menschen eine Party irgendwo in New York. Mittendrin: Lindsay und ihre Freunde, die wie auf jeder Party bis zum Blackout eskalierten. Als Lindsay am nächsten morgen aufwacht hat sie einen Blackout, weiß nicht, was passiert ist. Der Anruf, dass ihre beste Freundin Edie sich in dieser Nacht umgebracht hat, trifft sie wie ein Schlag.
10 Jahre später dachte Lindsay, sie hätte damit abgeschlossen, doch als eine ehemalige Freundin eine Vermutung ihr gegenüber äußert, will Lindsay nun herausfinden, ob Edie wirklich Selbstmord begangen hat.
Flashback war ein Buch, das großes Potential hatte, mir letztendlich aber leider gar nicht gefallen hat. Im Mittelpunkt steht Lindsay, die den Selbstmord ihrer besten Freundin Edie untersuchen möchte. Edie hat sich angeblich vor 10 Jahren umgebracht, doch weder heute noch damals hat Lindsay an den Selbstmord geglaubt. Doch als Mittzwanzigerin, geschockt von allem und depressiv, hat sie nicht darüber nachgedacht an den Cops zu zweifeln. Als sie sich aber mit einer ehemaligen Freundin trifft, erzählt sie Lindsay, dass sie nach Edies Tod Verschwörungstheorien aufgestellt hat, da sie damals überzeugt war, dass Edies ermordet wurde.
Linsday beginnt dann in der Vergangenheit zu forschen. Doch so einfach wird ihr das Ganze nicht gemacht. Ihre damalige Clique hat zu Beginn nicht so wirklich Lust sich mit Edies Tod noch einmal auseinander zu setzen und halten ihr Vorhaben für Schwachsinnig. Sie lässt sich nicht davon abhalten und fragt ihre beste Freundin Tessa und ihren Arbeitskollegen um Hilfe, die ihr auch durchgehend mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Sie lachte verlegen. „Das weißt du doch. Ich wollte wohl nicht wahrhaben, dass meine beste Freundin zu so etwas in der Lage gewesen war. Sie hat mir mehr als jedem anderen vertraut, und ich wollte nicht das Gefühl haben, dass ich sie im Stich gelassen hatte.“
Ich richtete mich auf. Ihr beste Freundin? Wem wollte sie etwas vormachen?
Andrea Bartz, Flashback, Heyne, S.20.
Die Suche nach Hinweisen, die Hinweise selbst und auch das Entschlüsseln der Nacht fand ich sehr sinnvoll. Lindsay geht natürlich zunächst gar nicht koordiniert vor: Sie sucht Edies Familie auf, versucht wieder in Kontakt mit ihrer Clique zu kommen und versucht sogar Edies alte Partner ausfindig zu machen, um heraus zu finden, ob Edie überhaupt jemals Anzeichen von Depressionen hatte. Sie kannte Edie zwar als sehr launische Person, doch jemand, der sein Leben geliebt hat.
Leider hat es mir dann während der Geschichte gar nicht so gut gefallen, dass Lindsay gegenüber Edie irgendwie nie ein gutes Wort hatte. Am Anfang war sie noch ganz gut auf sie zu sprechen, hat über ihre gemeinsame Zeit und auch über die schönen Momente gesprochen, doch je näher sie der Auflösung kam, desto weniger Gutes hatte sie auch über sie zu erzählen. Da habe ich mich dann irgendwann gefragt, wieso sie überhaupt mit ihr befreundet war. Edie war mir außerdem als Leser sehr unsympathisch, weil sie so geschrieben wurde, als sei sie DAS It-Girl und lebte ohne Probleme, ohne etwas zu bereuen. Eine unnahbare Figur, die mir leider auch einfach egal war. Genauso wie die ganzen Freunde, die nach und nach im Buch auftauchen. Teilweise bis heute scheinen sie sehr oberflächlich und egoistisch zu denken.
Natürlich war ich da gewesen. Ich verspürte das dringende Verlangen, eine Bestätigung dafür zu finden und die alten Fotos und Nachrichten aufzurufen, die Sarahs Behauptung widerlegen würden. Sobald ich zu Hause wäre, würde ich die Angelegenheit klären.
Andrea Bartz, Flashback, Heyne, S.25.
Eine gute Idee war es, einzelne Kapitel immer mal wieder aus der Perspektive von jemandem aus der Clique einleiten zu lassen. Oft waren es Momente rund um Edie, die sie besser charakterisieren und zeigen sollte. Leider verstärkten diese Kapitel meine Antipathie gegen sie, da Edie die Menschen alle versucht hat für sich zu manipulieren.
Doch der Weg, den Lindsay geht, um den Selbstmord aufzuklären, war recht spannend. Ich fand ihr Vorgehen interessant und konnte verstehen, dass sie sich doch sehr hineinsteigert, da nun mal wissen wollte, wo sie genau an dem Abend war und ob sie vielleicht sogar Edie umgebracht hat. Flashback zieht sich aber extrem in die Länge. Es gibt einige Erzählstränge und Szenen, die man komplett hätte rauskürzen können, um einen schnellen und guten Thriller zu schreiben. So wird er ab der Hälfte leider sehr langatmig. Genauso wie das Ende. Die Auflösung fand ich gut, doch bis Flashback zum wirklichen Ende kommt, dauert es dann noch einmal.
Für mich ist Flashback kein Thriller, wie ich ihn erwartet hätte. Viele Stellen ziehen sich, was für mich oft für Langeweile gesorgt hat. Zudem war mir der Mord an Edie irgendwann egal, weil sie mir einfach als Person nicht sympathisch war.
Andrea Bartz | The Lost Night
13. Juli 2020 | 346 Seiten
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Und da bin ich wieder,
schade, dass das Buch nicht so überzeugt hat.
Die Idee ist natürlich nicht neu, da sollte es schon flotter voran gehen.
Sag mal, heißt die verstorbene nun Eddie oder Edie? beide Schreibweisen kommen in der Rezi vor.
Klingt das doof, dass ich bei den namen „Lindsay“ immer an Lindsay Lohan denken muss? Ich verbinde das Buch anscheinend mit irgendeinem Film…
Liebe Grüße
Tina
Hey TIna,
ich freu mich immer über deine Besuche auf dem Blog! Und für deine hilfreichen Hinweise auch. Edie heißt sie und auch das hab ich geändert.
Ich muss bei Lindsay immer an Lindsay Lohan denken, deshalb hab ich auch sie irgendwie immer im Kopf, wenn ich ein Buch mit dem Namen lese. Ganz komisch 🙂
Liebe Grüße
Andrea