Danke für das Rezensionsexemplar an Droemer Knaur
Der Atlas der besonderen Kinder ist der vierte Band der Serie und enthält demnach hier SPOILER zu den ersten drei Bänden und ein paar Spoiler zu diesem Band, die ich aber nicht gekennzeichnet habe.
„Es ist seltsam, was der Verstand verarbeiten kann und wogegen er sich sträubt. Ich hatte gerade den wundersamsten Sommer überlebt, den man sich nur vorstellen kann – war zurückgesprungen in vergangene Jahrhunderte, hatte unsichtbare Monster gezähmt, mich in die Exfreundin meines Großvaters verliebt.“
Ransom Riggs – Der Atlas der besonderen Kinder, S.12, Droemer Knaur.
Jacob ist zurück in Amerika und versucht in seinem normalen Leben klar zu kommen. Doch schon kurze Zeit später besuchen ihn Miss Peregrine und die besonderen Kinder. Gemeinsam versuchen sie sich in der heutigen Zeit einzuleben. Doch relativ schnell wird Miss Peregrine klar, dass die amerikanischen Zeitschleifen noch so gut wie unerforscht sind. Sie fasst den Gedanken, einen Atlas zu erstellen und schickt ein Team rund um Jacob los, um diese Zeitschleifen zu erforschen.
Als die Gruppe sich auf die Suche macht, wandert Jacob nicht nur auf den Fußspuren seines Großvaters, sondern findet auch heraus, dass nicht jeder alte Freund von Ape ein Freund von Jacob ist.
Endlich geht es zurück in die Welt der besonderen Kinder. Endlich zurück zu Jacob, Emma, Brownyn und co. Ich liebe diese Reihe schon seit Band „Die Insel der besonderen Kinder“ – also seit Band 1. Und obwohl ich dachte, dass die Reihe mit dem dritten Teil beendet ist, habe ich mich trotzdem über den Atlas der besonderen Kinder gefreut!
Die Geschichte beginnt damit, dass Jacob zurück in Amerika ist und mit seinen Eltern und seinen zwei Onkel in die Psychiatrie fährt, weil sie glauben, dass er sich seine Freunde aus England ausdenkt. Doch als sie auftauchen und ihn aus der Situation retten, werden diese erst einmal betäubt, um mit der Situation klar zu kommen, da seine Eltern wie gewohnt überreagieren und direkt die Polizei rufen wollen wegen den besonderen Kindern.
„Ich bemerkte, wie es meinen Freunden den Atem verschlug. Sie kannten natürlich Strände – hatten den größten Teil ihres Lebens auf einer Insel verbracht -, aber sie hatten kaum je etwas so schönes gesehen, mit Wasser, das so flach war, wie in einem See […]“
Ransom Riggs – Der Atlas der besonderen Kinder, S.56, Droemer Knaur.
Der Einstieg war schon sehr humorvoll und einfach. Man fühlt sich direkt zurück in die Geschichte gezogen, trifft die alten Freunde wieder und freut sich mit ihnen gemeinsam, dass sie in unserer heutigen Zeit nicht mehr altern! Sie sind alle jetzt in Jacobs Alter und so können sie gemeinsam vieles erleben. Doch eigentlich hängen sie von ihrem Wissen in der Zeitschleife fest. Da soll Jacob aushelfen und den Kindern zeigen, wie sie in der heutigen Welt klar zu kommen. Dabei gibt es nicht nur Lektionen zur heutigen Zeit, sondern vor allem auch welche rund um Freundschaft, Andersartigkeit und dessen Akzeptanz.
Der Anfang des Atlas der besonderen Kinder beginnt sehr schleppend, da erst einmal die Situation, dass die Kinder jetzt vor Ort sind und irgendwo wohnen müssen, geklärt werden muss. Bleiben sie bei Jacob und seiner Familie, die diese Kinder hasst? Gehen sie woanders hin? Doch als die Kinder beginnen durch Amerika zu reisen, gewinnt die Geschichte dann auch an Fahrt. Zunächst fand ich es ein wenig komisch, als nur Emma, Brownyn, Enoch, Milliard und Jacob losziehen, um die verschiedenen Zeitschleifen in Amerika zu entdecken und dort zu forschen. Doch relativ schnell war klar, weshalb Ransom Riggs sich dazu entschieden hat. So konnte er sich auf viel weniger Charaktere fokussieren und deren Entwicklung viel besser beschreiben. Und das ist auch verdammt gut gelungen. Jeder der Charaktere wächst an den Aufgaben und kann sich weiterentwickeln und das sogar sehr sinnvoll und nachvollziehbar. Sie bleiben nicht dort stehen, wo man sie im dritten Teil verlassen hat, sondern trauen sich neue Dinge und entdecken auch in der heutigen Zeit einiges, was ihnen hilft, ihre Persönlichkeit weiter zu entwickeln.
„Ich redete lange. Ich saß auf der Bettkante und mein Dad in dem Sessel in der Zimmerdecke, den Blick gesenjkt und mit hängenden Schultern, wie ein Kin, das eine Stafpredigt gehalten bekommt. Ich ließ mich nicht beirren. Ich erzählte meine Geschichte von Anfang an, und dieses Mal blieb ich ganz ruhig.“
Ransom Riggs – Der Atlas der besonderen Kinder, S.77, Droemer Knaur.
Die einzige Entwicklung, die ich relativ schwierig fand, war die von Jacob. Noch in den Teilen zuvor war er ein absolut toller Hauptcharakter, doch hier beginnt er so richtig zu wanken. Er steckt in einer Identitätskrise. Er möchte sowohl bei seiner Familie, in seiner normalen Umgebung und seiner Heimat sein, aber auch bei seinen Freunden, den besonderen Kindern, und mit ihnen leben. Denn nur dort fühlt er sich wirklich akzeptiert. Doch durch diese Krise handelt Jacob auch sehr oft unglaublich egoistisch und gefährdet so die ganze Reisegruppe. Er möchte in die Fußstapfen seines Großvaters treten. Doch leider schießt er sich damit ein Eigentor und so wurde er für mich eher zu einem nervigen, sehr starrköpfigen Charakter.
Der Schreibstil in der Atlas der besonderen Kindern ist unglaublich gut – wie nicht anders erwartet – und ich liebe auch die Untermalung mit den Bildern. Das hat das Buch immer schon sehr besonders gemacht und auch in diesem Teil hilft es unheimlich, sich die Welt vorzustellen. Es gibt diesmal zwar auch immer noch Bilder der Menschen, die die Reisegruppe trifft, aber viele sind auch von ihrem Roadtrip quer durch Amerika. Mal eine Straßenkarte, mal ne Ansichtskarte oder ein Reisebericht.
Der Atlas der besonderen Kinder ist ein gutes und solides Buch der gesamten Reihe. Das Ende ist mal wieder relativ offen, weshalb ich auf einen weiteren Band spekuliere, den ich dann auch lesen werde. Mir gefallen die Charaktere in diesem Band sehr gut – bis auf Jacob – aber ihm gebe ich gerne noch eine weitere Chance! Auch die Twists und Überraschungen, die die Reisegruppe in dem Buch erlebt, sind mal wieder toll und unvorhergesehen!
Der Atlas der besonderen Kinder | Ransom Riggs
März 2019 | 512 Seiten
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