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Scythe 3 | Das Vermächtnis der Ältesten | Neal Shusterman | Rezension

Scythe 3: Das Vermächtnis der Ältesten von Neal Shusterman

Natürlich kommt es zu Spoilern aus Teil 1 und Teil 2.  Habt ihr die beiden gelesen, könnt ihr diese Rezension lesen, denn sie ist SPOILERFREI von Band 3. Ich erzähle nichts, was nicht bereits auf den ersten Seiten erzählt wird oder klar ist, sobald man die ersten zwei Bände gelesen hat.

Zur Kompensation für die Scythe, die weniger nachlesen, müssen wir anderen die Zahl der Leben, die wir nehmen, natürlich erhöhen, um die Differenz auszugleichen. Aber ich vertraue daruf, dass sich ein natürliches Gleichgewicht einstellen wird.

Neal Shusterman – Scythe 3: Das Vermächtnis der Ältesten, S.9, Fischer Sauerländer.
header inhalt

Die Stadt Endura ist versunken, Scythe Goddard ist Highblade und möchte das gesamte Scythetum der Welt unter ihm vereinen. Seine Ordnung nimmt langsam Gestalt an und jeder Mensch auf der Welt ist verzweifelt, weil der Thunderhead immer noch stumm ist. Bis auf Greyson Tolliver, denn mit ihm spricht der Thunderhead noch immer.

Gegen Goddard erheben sich andere Scythe, die auch nach Endura suchen und die Schätze davon bergen wollen. Doch was sie in den Trümmern Enduras finden, könnte Goddard vom Thron stoßen.

Wird es ein Wiedersehen von Cintra und Rowan geben?

Kann es ein Happy End in einer scheinbar perfekten Welt geben?

header meinung

Ausgangspunkt des Buches ist der große Untergang von Endura am Ende von Band 2. Eine Menge Scythe sind Tod, die Stadt gibt es nicht mehr und Goddard ist endlich Highblade, auch wenn er nicht gewählt wurde. Doch das weiß ja niemand. Der Thunderhead ist verstummt und jeder Mensch auf der Welt ein Widerling. Er redet mit niemandem mehr – außer mit Greyson.

3 Jahre sind vergangen, seitdem Endura untergegangen ist und in diesen Jahren ist wirklich viel passiert. Was genau passiert, wird an vielen Charakteren gezeigt. Zum Beispiel bei Goddard beginnt die Geschichte direkt nach dem Untergang Enduras, bei Jericho, einem neuen Charakter wird sie parallel zum Untergang erzählt und bei einigen Nebencharakteren beginnt deren Geschichte erst nach den drei Jahren.

Goddard ist solch ein Charakter, bei dem die Geschichte fast nahtlos an den Untergang Enduras anknüpft. Er versucht das gesamte Scythetum umzustellen und schafft das auch ziemlich gut. Er hat viele Anhänger, wird aber im Laufe der Geschichte total abgedreht und paranoid. Er träumt davon ein einheitliches Scythetum auf der Welt zu haben mit ihm als Anführer. Als Leser erfährt man sehr viel von seinen Intrigen und Machenschaften und bekommt genau mit, wie er eigentlich von seinem Weg abkommt und dadurch immer skrupelloser wird. Außerdem erfährt man vieles über seine Vergangenheit, was den Charakter zwar nicht sympathischer macht, aber am Ende die Motive für einen klärt – irgendwie.

Der Thunderhead konnte sich nicht erinnern, wann sich sein Bewusstsein entwickelt hatte, er wusste nur, dass es so war. So wie ein Säugling sich seiner selbst nicht bewusst ist, bis er genug von der Welt begreift, um zu verstehen, dass das Bewusstsein kommt und geht, bis es irgendwann nicht mehr wiederkehrt. Obwohl das Verständnis vom Letztere auch den aufgeklärtesten Geistern nach wie vor Mühe bereitete.

Neal Shusterman – Scythe 3: Das Vermächtnis der Ältesten, S.15, Fischer Sauerländer.

Ayn, eine Untersycthe von ihm, kennt man noch aus den vorherigen Büchern. Sie hat Tiger damals umgebracht, damit Goddard in seinen Körper schlüpfen kann. Eigentlich war sie unglaublich unsympathisch, doch hier wird sie als sehr sympathischer Charakter aufgebaut, die beginnt, an Goddards Lehren zu zweifeln. Sie hat zwar irgendwie auch Angst vor ihm und hofft, dass sie ihn von seinem radikalen Weg abbringen kann, doch das schafft sie gegen Ende nicht mehr, denn er lässt kaum noch jemanden an sich ran. Sie bereut es sehr, dass sie Goddard zurückgebracht hat und entwickelt sich zu einem starken Gegner innerhalb seiner Reihen, von dem Goddard aber nichts mitbekommt. Ich fand sie echt cool und mochte auch ihren Sinneswandel total. Ihre Handlungen wirken nachvollziehbar.

Jericho ist ein neuer Charakter, soweit ich das weiß und den ich sehr wichtig finde ich in diesem Jugendbuch. Er ist eigentlich jemand, der es nie so wirklich auf den richtigen Weg geschafft hat und deswegen beschließt, sich einer Bergungstruppe anzuschließen. Er birgt sein Leben lang Schätze aus dem Meer, bis er seine eigene Truppe hat. Dadurch, dass er hier und da Scythe hilft, wird er zu einer Bergungsmission nach Endura geschickt. Dort soll er gemeinsam mit Scythe Possuelo nach dem verschollenen Safe suchen, in dem ja noch Citra und Rowen liegen. Doch das scheint er nicht zu wissen und so ist die Überraschung, was sie da genau finden, umso größer für ihn.

Wichtig fand ich Jericho vor allem dadurch, dass er ein völlig fluider Charakter ist, der an bewölkten Tagen sich wie ein Mann fühlt und bei sonnigen wie eine Frau. Das wird nicht in Frage gestellt, es ist bekannt und jeder akzeptiert es vollständig. Das hat mich beindruckt, denn auch das gehört in einer utopischen Welt dazu. Selbst als Citra ihn danach fragt, wirken die Fragen nicht wie Vorwürfe, sondern wie Fragen, die sie noch für sich klären möchte, um die gesamte Fluidität zu verstehen. Um aber einfach Jugendlichen dies als normal beizubringen, finde ich diese Idee solch eines Charakters sehr gut.

Jerico stammte aus Madagaskar – einer der sieben Freibrief-Regionen, in denen der Thunderhead andere Lebensformen und gesellschaftliche Strukturen zuließ, um die Erfahrung der Menschheit zu erweitern-, und wegen der populären Einzigartigkeit Madagaskars strömten die Menschen regelrecht dorthin.

Alle Kinder wurden geschlechtslos aufgezogen und durften sich erst im Erwachsenenalter für ein Geschlecht entscheiden. Selbst dann wählten viele von ihnen nicht nur einen Seinszustand.

Neal Shusterman – Scythe 3: Das Vermächtnis der Ältesten, S.33, Fischer Sauerländer.

Dann gibt es noch den altehrwürdigen Scythe Faraday, derjenige der Cintra und Rowan einst ausgebildet hat und in Band 2 eigentlich Tod sein sollte. Doch er lebt und floh am Ende von Band 2 mit Munira zu einer Inselgruppe, die er offenbar gefunden hat. Auch bei ihm setzt die Geschichte direkt nach dem Untergang Enduras ein.

In Band 3 leben auf der verborgenen Insel und finden auch die Notfalllösung der ersten Scythe, um das Leben auf der Erde zu retten, wenn der Thunderhead entweder die Weltherrschaft übernimmt – oder wie hier – verstummt. Das Problem: Die beiden kommen nicht in den Bunker hinein, also bleiben sie erst einmal auf der Insel und suchen einen weiteren Eingang. Doch Faraday verliert seinen Willen, dies zu tun, als ehemalige Agenten des Thunderhead auf die Insel kommen und dort beginnen etwas zu bauen. Er fühlt sich irgendwie hintergangen und sieht keinen richtigen Sinn mehr. Er möchte in Ruhe gelassen werden und das wars auch schon. Das klang nach dem Faraday, wie man ihn in Band 2 kennen gelernt hat. Damit rückt die Geschichte erst einmal in den Hintergrund, aber das war auch ganz gut so. Denn Neal Shusterman versucht sich in Scythe: Das Vermächtnis der Ältesten vor allem auf das Ende vorzubereiten und folgt dabei eher Citra, Rowan und dem Toll.

Citra und Rowan spielen hier natürlich auch wieder eine große Rolle und die hat mir sehr gut gefallen. Am Anfang des dritten Bandes wurden so viel neue Charaktere aufgebaut, dass ich erst einmal Angst hatte, dass die beiden doch nicht mehr vorkommen, bis mir das Ende von Band 2 wieder eingefallen ist. Und die beiden kämpfen dann auch erst einmal ihre eigenen Kämpfe. Citra versucht einen Weg zu finden, sich Goddard gegenüber zu stellen. Aber in keinem epischen Kampf, sondern darüber, dass sie die Bevölkerung über Videobotschaften kontaktiert. Gleichzeitig muss sie immer wieder ihren Standort wechseln und landet am Ende beim Toll, der mit ihr gemeinsam in Richtung Finale geht.

Ich führe dieses Tagebuch weiter, obwohl es nicht notwendig ist. Aber eine tägliche Verrichtung kann man nur schwer ablegen, wenn sie einmal in Fleisch und Blut übergegangen ist. Munira hat mir versichert, dass sie einen Weg finden wird, diese Tagebücher in die Bibliothek von Alexandria zu schmuggeln, was auch immer geschieht. Das wäre eine Premiere! Ein Scythe, der auch nach seinem Tod pflichtschuldig weiter Tagebuch führt.

Neal Shusterman – Scythe 3: Das Vermächtnis der Ältesten, S.67, Fischer Sauerländer.

Rowan hingegen wird relativ schnell von Citra getrennt und soll hingerichtet werden. Denn Scythe Luzifer wird immer noch von der Bevölkerung gehasst. Angeblich war er für den Untergang Enduras verantwortlich. Doch wir als Leser wissen genau, dass das nicht der Wahrheit entspricht. Aber auch er findet im Laufe des Buches einen Weg zu dem Punkt, an dem das große Finale stattfindet.

Das Finale war wirklich gut. Es ist für mich als großer Fan der Reihe unglaublich befriedigend. Jeder Charakter bekommt sein eigenes Ende. Egal ob positiv oder negativ, jeder verdient es so, wie es ist. Das hat mir sehr gut gefallen. Dennoch ist das dritte Buch das schwächste der Reihe. Die Geschichte endet und riesige WTF Twists bleiben dadurch aus. Das ist auch kein Problem, denn die großen Momente gab es und die waren auch gut. Hier sollte die Geschichte zu Ende erzählt werden und das wurde sie sehr gut.

Schön fand ich auch, dass es am Ende doch nicht zu so ‚nem typischen Showdown zwischen Citra und Goddard kam, wie es oft in solchen Büchern ist. Dann wird der jugendliche Charakter plötzlich zum Übermenschen und kann sich einem über 100 jährigen Scythe mit mehr Erfahrung und besserem Kampfstil entgegenstellen und besiegt ihn dann. So ist es hier nicht.

Header Fazit

Endlich mal wieder eine Reihe, bei der ich das Ende wirklich liebe und froh bin, dass jeder Charakter sein zufriedenes Ende findet.


Neal Shusterman | The Toll (Arc of a Scythe #3)

27. November 2019 | 608 Seiten

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Die Reihenfolge der Scythe-Reihe

(1) Hüter des Todes

(2) Zorn der Gerechten

(3) Das Vermächtnis der Ältesten

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